http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0179
Abb. 4: "Frau Lotte Franke". Tuschzeichnung
Schülern der Jahre 1946-1948 kam seine Zeichenkunst zugute, als er - mangels anderer
Unterrichtshilfen - die dorische, jonische und korinthische Säule mit geübten Kreidestrichen
auf die Schultafel zauberte. Auch das berühmte Standbild des Söldnerführers Colleoni von
Verrocchio in Venedig erstand so einmal auf der Tafel . Wie schöne Aquarelle er schaffen
konnte, vor allem Landschafts-, See- und Städteaquarelle, wurde seinen Schülern der ersten
Nachkriegsjahre erst vier Jahrzehnte später bewußt. - Als Pädagoge im Höheren Schuldienst
war Franke am längsten an der Rotteck-Oberrealschule in Freiburg tätig, von 1935 bis 1955,
mit Unterbrechungen durch Kriegsdienst und englische Gefangenschaft von 1940 - 1946.
Seine letzten Lebensjahre wirkte er als Oberstudienrat am Droste-Hülshoff-Gymnasium in
Freiburg. Kurz vor seinem frühen Tod im Jahre 1959 durfte er noch als Lyriker zwei größere
Erfolge erleben. In Lahr erschien eine Auswahl seiner Gedichte unter dem schönen Titel
"Siegel der Seele." Und in Zürich kam der opulente Band "Wege zum Gedicht" heraus. Frankes
Interpretation der "Ballade des äußeren Lebens" von Hugo von Hofmannsthal findet sich darin
unter anderen Essays so bekannter Literatur- und Kulturhistoriker wie Romano Guardini, Max
Picard. Gerhard Storz und Erich Trunz. -Walter Franke verstarb am 5. August 1959 im Alter
von 50 Jahren plötzlich an Herzversagen. Richard Gäng, aus Immeneich im Hochschwarzwald,
ein anderer Erzähler und Lyriker aus dem Urquell der alemannischen Heimat in der Nachfolge
Hebels, hielt auf dem Kirchzartener Friedhof die Traueransprache.
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