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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 25
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Besonders wichtig war (man berücksichtige, daß das 19. Jahrhundert die große Zeit des
Historismus war) die historische Treue der Inszenierung: "Der Lebensgang Jesu wurde (...)
geschichtlich treu und wirklich gut vor Augen geführt und waren die einzelnen Szenen von
ergreifender Wirkung"29'. Dies galt besonders für die Kreuzigungsszene, die eindrücklich, weil
von großer Drastik war: "Unvergeßlichen Eindruck aber machte die Kreuzigung, welche
naturgetreu gegeben wurde" 3C\ Kein Wunder, daß dem Schreiber die Fahrt nach Oberammergau
als überflüssig erschien31'. Wozu ins ferne Ammergau reisen, wenn die Tourneetheater
nach Wehr kamen und vor Ort ein großes Theatererlebnis ermöglichten?

2.2. Die Aktivitäten der Wehrer Musik- und Gesangvereine

Um die Jahrhundertwende hatte sich in Wehr eine reiche Kulturlandschaft herausgebildet,
deren Hauptträger die Musik- und Gesangvereine waren. Ihr erklärtes Ziel und Selbstver-
ständnis bestand in der Pflege des Kulturguts Musik. Während die Lesegesellschaft als der
älteste, bereits um 1840 gegründete Kulturverein Wehrs um 1865 ca. 30 Mitglieder zählte
32), war die Bedeutung des auf Literatur konzentrierten Vereins angesichts des Aufkommens
der Musik- und Gesangvereine bis zur Jahrhundertwende offensichtlich zurückgegangen.
Die Lesegesellschaft trat, soweit sich dies aus Ankündigungen und Anzeigen im "Wehrata-
ler" ablesen läßt, nur noch am Rande in Erscheinung.

2.2.7. Die Feuerwehrmusik

Mit Sicherheit war hinsichtlich der Breitenwirkung Wehrs Feuerwehrmusik die Hauptsäule
des damaligen Musikgeschehens. Ihre Wurzeln gehen zurück auf die sog. Enkendörfer
Musik, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von dem Österreicher Anton Straub gegründet
worden war. Als Mitte des Jahrhunderts der Lehrer Franz Xaver Ehinger nach Wehr kam und
junge Leute an Blasinstrumenten auszubilden begann, wurden die personellen Voraussetzungen
für die Etablierung eines Musikvereins geschaffen, der 1859 gegründet wurde und
sich 1860 der Feuerwehr anschloß 33'. Ende des Jahrhunderts war die Feuerwehrmusik, wie
man sehen wird, bereits eine Wehrer Kulturinstitution.

Verblüffend ist die Häufigkeit der gegebenen Konzerte, die in der Regel von den Wehrer
Wirten veranstaltet wurden. Allein im Jahr 1895 können 5 Solokonzerte nachgewiesen
werden. Am 2. Februar (Maria Lichtmeß) spielte man bei C. Mayer im Gasthaus zur Krone
auf 341 und am 16. Februar bei G. Gempp im Gasthaus zum Hirschen35'. Ende April lud der
Wirt des Drei König. Joh. B. Büche. in seine Wirtschaft ein36'. Am 29. Juni gab es dann ein
Abendkonzert im Garten des Adler, das man gemeinsam mit dem Liederkranz bestritt371.
Schließlich kehrte man am 7. Juli noch einmal zu einem Nachmittagskonzert in die
Gartenwirtschaft des Drei König zurück, dessen Besitzer gewechselt hatte. Die Anzeige im
"Wehrataler" war mit Karl Höfflin unterzeichnet38'. Daß die Arbeit ihrer Musikabteilung
auch von der Feuerwehr anerkannt wurde, zeigt der Dank, den man den engagierten Musikern
bei der Generalversammlung im April 1895 aussprach: "Der Freiw. Feuerwehrmusik muß
man den besten Dank aussprechen, für ihre vortrefflichen Stücke welche sie aufführte und
der Präzission in deren dieß geschah" 39>. Bedenkt man. daß der Musikzug noch bei
Versammlungen. Jubiläen. Kirchen- und Gemeindefesten und anderen Gelegenheiten für die
musikalische Umrahmung sorgen mußte, so kann man das große Engagement der Musiker
und ihre kulturelle Bedeutung erahnen.

Auch im Jahr 1902 hat sich nichts an der Häufigkeit der Auftritte geändert. Im Gegenteil:
die musikalischen Aufgaben nahmen sogar zu. Es kam zu insgesamt 6 Konzerten der oben
beschriebenen Art. Fronleichnam 1902 spielte die Musik, wie man sie mitunter kurz nannte.

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