Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 27
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0029
das erste Promenadenkonzert statt: "Zum ersten Male gab die hiesige Feuerwehr am letzten
Sonntage nachmittags um 1/2 1 Uhr, bei der herrlichsten Witterung unter den schattigen
Bäumen am Eingange in dem Fabrikhof neben der Krone' dahier ein sogenanntes Promenadenkonzert
, das dem zahlreich lauschenden Publikum einen willkommenen musikalischen Genuß
bot". Dirigiert wurde das Orchester von dem "jungen strebsamen Dirigenten" O. Buche, unter
dem die Kapelle "sichtliche Fortschritte"481 zu verzeichnen hatte. Ein weiteres Promenadenkonzert
wurde den Wehrem anläßlich der Patroziniumsfeier der Kirchengemeinde St. Martin
im November geboten. Es fand nachmittags um 1 Uhr in der "Thalstraße" statt, zog "eine große
Zahl Zuhörer" an und gewährte "einen wertvollen Kunstgenuß"49'.

Der absolute Höhepunkt dieses Jahres war indes eine sehr gute Plazierung des Orchesters
beim Mittelbadischen Musikfest in Endingen, wo man am 17. August "den 2. Preis bestehend
in einem silbernen Kranze"501 erringen konnte. Der Jubel war groß. Als die siegreichen Musiker
am Montag, dem 18. August, um 21.15 in Wehr eintrafen, waren sie "in Gegenwart einer großen
Zuschauermenge von der freiwilligen Feuerwehr und dem 'Männerchor' mit der Vereinsfahne
an der Spitze am Bahnhof feierlich mit Hochrufen und mit dem Absingen eines Begrüßungsliedes
empfangen" worden. Der Festzug. von Fackeln und Lampions illuminiert, ging vom Bahnhof
über die Hauptstraße zur Krone und dann zurück zum Adler-Garten, wo Lehrer Maier. der
Dirigent des Männerchors, die Begrüßungsrede hielt. Bis Mitternacht (man bedenke, daß es
Werktag war!) ging es mit Gesang- und Musikvorträgen weiter, wobei die Fenster verschiedener
Häuser mit bengalischem Feuer beleuchtet waren. Im Resümee des Artikelschreibers
kommt der ganze Stolz der Gemeinde trefflich zum Ausdruck. Der Preis zeige nämlich, "mit
welchem Ernste und mit welch lobenswerter Ausdauer die hiesigen Vereine das Gute und
Nützliche durch rastlose Thätigkeit fördern und pflegen". Allerdings hatte der Abend noch ein
kleines Pressenachspiel: Bei der Aufzählung der begrüßenden Kulturvereine war der Liederkranz
vergessen worden. So beeilte sich die Redaktion des "Wehratalers" denn um eine rasche
Richtigstellung51'. Offensichtlich war ein sensibler Nerv getroffen worden, denn an diesem
Geschehen teilgenommen zu haben, brachte den Vereinen sicherlich einen großen Imagegewinn
.

22.2. Der Liederkranz

Der Liederkranz als einer der ältesten noch heute bestehenden Wehrer Traditionsvereine
wurde 1862 gegründet. Dem damaligen Bürgermeister Franz Xaver Nägele "gebührt das
Verdienst, sich um die Gründung des ersten Wehrer Gesangvereins besonders bemüht zu
haben"S2>. Der Chor, der sich rasch entwickelte und bei Wertungssingen große Erfolge feierte
53. besaß im Jahr 1896 75 aktive Mitglieder 54,.Das Vereinsvermögen betrug 966 Mark und
20 Pfennige. Dies war. wie man im Vergleich zum anderen Wehrer Gesangverein, dem
Männerchor, sehen wird, eine beachtliche Summe, die Rückschlüsse auf die soziale
Zusammensetzung des Vereins zuläßt.

Der Liederkranz war ein dezidiert bürgerlicher Verein, ein Verein der finanzkräftigen
Honoratioren. Fabrikanten und wohlsituierte Handwerker gaben den Ton an. Dies zeigte sich
auch in den Vorstandswahlen des Jahres 1896. Der in hohem Ansehen stehende Malermeister
Karl Grether wurde zum zweiten Vorstand gewählt, während man die beiden erfolgreichen
Textilfabrikanten F. Herose und Hermann Nefflin zu Beiräten bestimmte. 1902 war Grether
dann erster Vorstand 55'. Dirigent war damals der Lehrer Hoch. Eine wichtige Rolle im
Vereinsgeschehen spielte zu dieser Zeit der Papierfabrikant Carl Lenz, der um 1896 mit
Sicherheit Vorsitzender der Lesegesellschaft war 56' und vielleicht auch das Amt des ersten
Vorstands im Liederkranz bekleidete. Daß der Verein angesichts dieser sozialen Zusammensetzung
ein bildungsbürgerliches Selbstverständnis besaß, zeigt sich in seiner Nähe zur

27


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0029