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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 65
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0067
Rudolf IV. Am 9. Juli 1454 trifft der Fürst mit 300 Pferden auf Schloß Rotte In ein, wo ihm ein
glänzender Empfang zuteil wird. Anderntags wird der Herzog mit seinem Gefolge vom Bischof
nach Basel geleitet, wo er im Schönen Hof am Nadelberg bei Junker Sürlin Quartier bezieht.47'
Ferner berichtet Appenwiler über den Besuch des österreichischen Herzogs Sigmund in Basel
im Herbst 1466. Als der Herzog bei dieser Gelegenheit auch das Münster besucht, wird er nicht
nur vom Basler Bischof, sondern auch vom jungen Markgrafen', gemeint ist wieder Rudolf IV.,
empfangen. Und schließlich erfahren wir, daß anläßlich der Übergabe der habsburgischen
Pfandlande im Elsaß und im Breisgau an Karl den Kühnen im Juli 1469 Herzog Sigmund sich
durch Markgraf Rudolf vertreten läßt.48' Über den Mißerfolg der Eidgenossen vor Waldshut
scheint sich Appenwiler zu freuen. Während in Waldshut, das mit "guotem adel und sust
redliches Volckes" wohl versorgt ist, nicht mehr als acht Personen umkommen, müssen die
Belagerer hohe Verluste hinnehmen: "Die Switzer verlurend vast treflicher lutte, das sü
woltend, das der zug nie beschehen were gesin". Wenn der Chronist seine Aussagen mit
Wendungen wie "was einrede", "das manmeinde" u.ä. versieht, so führt das offensichtlich über
seine persönliche Meinung hinaus. Mag es sich auch nur um Gerüchte handeln, mögen solche
Gerüchte als Wunschbilder diesseits oder jenseits des Rheins entstanden sein, jedenfalls
drücken sie die Stimmung einer schwer heimgesuchten Bevölkerung aus.49' Angesichts des
gleich einer Naturkatastrophe hereinbrechenden Verwüstungszuges der Eidgenossen scheint
sich unter den Bewohnern der heutigen Regio das Gefühl herangebildet zu haben, man sei dem
gleichen Schicksal ausgeliefert. Ein sprechendes Beispiel dafür ist der Eintrag im sog.
Öffnungsbuch, in welchem der Stadtschreiber des Basler Rats wichtige Ereignisse aufzuzeichnen
pflegte. Als nämlich auf ihrem Rückmarsch aus dem Sundgau die Eidgenossen sich gewaltsam
den Rheinübergang ertrotzen wollten und das Gerücht über den Rhein gedrungen war, sie
hätten sich des Spalentors bemächtigt, sah sich Ritter Hans von Flachslanden, der Landvogt auf
Rötteln, verpflichtet, unverzüglich der bedrängten Nachbarstadt mit 400 Knechten zu Hilfe zu
eilen, um "heb und leyd myt ir ze liden", was ihm den Dank der Basler Obrigkeit eintrug, "alsz
billig wasz".30)

Knebels Werk ist keine Chronik im strengen Sinn, wenn man darunter eine nach
durchdachtem Plan geformte historische Darstellung versteht. Zwanglos verzeichnet er, was
ihm gerade zu Ohren gekommen ist oder was er selbst gesehen und erlebt hat. Dabei hat er
am Zeitgeschehen nicht selber teilgenommen; vielmehr sieht er gleichsam durch die Fenster
seiner ruhigen Kaplaneistube die bewegten Vorgänge draußen sich abspielen. Erstaunlich ist
nun freilich die Fülle der Nachrichten, über die er verfügt. Dank seiner Stellung - Knebel
stammt aus einer angesehenen Basler Familie - steht er mit zahlreichen Persönlichkeiten in
Kontakt, die ihn über den Gang der Ereignisse auf dem laufenden halten. Recht gut ist Knebel
über die Schicksale der Stadt Breisach informiert. Er beruft sich auf direkte Quellen, die ihm
mündlich oder schriftlich zugetragen worden sind. Offensichtlich besitzt er auch sehr genaue
Kenntnisse von der Topographie dieser Stadt. Dies zeigt sein exakter Bericht über den
Aufenthalt Karls des Kühnen in Breisach um die Weihnachtszeit des Jahres 1473. Er weiß
genau, wo der Herzog und seine Begleiter Quartier nehmen, wo der Landvogt Hagenbach und
der Graf von Thierstein logieren. Die übrigen Adligen hätten sich über die ganze Stadt
verteilt und hätten überall dort, wo sie nicht willkommen waren, mit Gewalt gedroht: "Et ubi
non intromittebantur, sponte ruperunt ostia et intraverunt violenter." Das Heer legte sich in
die umliegenden Dörfer, wo den Bauern der größte Schaden angetan wurde, indem ihnen
nicht allein das Vieh geraubt, sondern obendrein auch noch das Heu, das Getreide und der
Hafer entwendet wurde. Auch taten sie, wie man sich erzählte (sicut referebatur). den Frauen
Gewalt an.51' Knebels Tagebuch enthält einen Brief eines nicht namentlich genannten Priors
eines Breisacher Klosters, der seinen eigenen Bericht über Karls Aufenthalt in Breisach
weitgehend bestätigt und in einigen Punkten sogar noch ergänzt. Wer irgendwie konnte, habe

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