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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0072
darüber hinaus den Aufstand der Schwarzwälder Bauern, deren Ziel es gewesen sei,
durchzusetzen, daß "yeder juncker by sinnen bauren im dorff sitzen" solle; darum hätten sie
alle Schlösser verbrannt.66'

Die bedeutendste Darstellung der Bauemunruhen in unserer Gegend bietet zweifellos
Heinrich Ryhiners (ca. 1490 - 1553) "Chronik des Bauernkriegs".6"' Als Ratsschreiber, der
den Sitzungen des Rats beiwohnt und sogar an diplomatischen Missionen teilnimmt, ist er
über die Ereignisse aufs beste informiert; zudem hat er sein Werklein noch im Jahre 1525.
also unter dem unmittelbaren Eindruck des Geschehens, verfaßt. Ryhiner will die Unruhen
in den baslerischen Ämtern darstellen, darüber hinaus aber auch, "wie sich ein statt Basell
in den uffruren zwuschen f.d. (fürstlicher Durchlaucht) von Osterich, deren regiment zu
Ensiszheim. adel, rytterschafft und prelaten. dorzu dem hochgepornen fursten und Herren
Ernsten, marggraven zu Baden und Hochperg. herren zu Rotlen und Badenwiler. landgraven
zu Susenburg als an eynem, sodan gemeyner pursam in Obern Elsäs. Sontgow. Bnsgow und
der Obern Marggrafschafft gehalten, und was dancks sy by allen theylen erholet hatt". Die
Chronik gliedert sich somit in zwei Teile: der erste behandelt die Basler Unruhen, der zweite
Basels Vermittlungsbemühungen am Oberrhein.68'

Während Ryhiner nun aber den Vorgängen im Elsaß und im Sundgau größtes Interesse
entgegenbringt, begnügt er sich für das rechtsrheinische Gebiet mit eher allgemeinen
Hinweisen: "In denen wylen, als sich vorerzelte Sachen verlouffen. habend sich die pursame
der Oberen und Nideren Marggrafschafft ouch nit gesumpt. sonder irem herren marggraff
Ernsten ditz bede land sampt den schlössen Rottlen. Badenwyler, Hochperg und anderen
ingenomen, zu iren handen gepracht und herren marggraven darusz vertriben." Straßburg.
Breisach und Offenburg bitten deshalb die Stadt Basel, sie in ihren Vermittlungsbemühungen
zu unterstützen; desgleichen ersuchen die Brüder Markgraf Philipp und Markgraf Emst
Basel, sich der Sache anzunehmen : "Darinn ein stat Basell hern marggraven. ouch sinen
underthonen zu gutem nachpurlichen wolgefallen gewilfart." Als der Markgraf sich in
Offenburg aufhielt und seine Untertanen gegen diese Stadt zu Feld zogen, schickte Basel eine
Ratsdelegation dorthin. In Zusammenarbeit mit den Gesandten der übrigen vermittelnden
Städte einigten sich die Parteien auf eine Zusammenkunft in Basel. Interessant ist Ryhiners
Feststellung, das Zustandekommen eines Vertrags zwischen dem Markgrafen und seinen
Untertanen habe die Bewegung im Sundgau geschwächt.69'

Ungleich mehr Einzelheiten lokalgeschichtlicher Natur erfährt der Leser aus einer
anonymen Chronik, welche Nachrichten über die Jahre 1521 - 1526 enthält. Der Verfasser,
wahrscheinlich geistlichen Standes, ist ein fanatischer Katholik. Während Ratsschreiber
Ryhiner zwar durchaus den obrigkeitlichen Standpunkt vertritt, aber dennoch für die
Anliegen der Bauern Verständnis zeigt, gefällt sich der Anonymus darin, in einseitigster
Weise gegen die Aufständischen zu polemisieren. Eingehend beschreibt er das Geschehen
im Elsaß, wendet sich dann aber doch den Ereignissen im Breisgau und in der oberen
Markgrafschaft zu. Hier ist sein Bericht am zuverlässigsten.70'

"Ein unsaeglicher grosser auffruehr" ist zwischen Ostem und Pfingsten 1525 in der
Markgrafschaft Rötteln entstanden, der auch die Schwarzwälder und andere Bauern erfaßt
hat. Ungenau ist der Anonymus, wenn er behauptet, der Markgraf habe sein Schloß verlassen
müssen und lediglich Landvogt. Landschreiber und Burgvogt nebst einigen andern Leuten
zurückgelassen. In Wirklichkeit befand sich Markgraf Ernst beim Ausbruch des Aufstands
auf Hachberg. von wo er sich nach Freiburg begab. Interessant, doch wohl gleichfalls
unrichtig ist die Bemerkung, der Markgraf habe das Schloß Rötteln an Basel übergeben
wollen. Entsprechende Botschaften seien deswegen ausgetauscht worden; doch sei ein
Basler Bote den Aufständischen in die Hände gefallen, welche die geheime Korrespondenz
entdeckt und daraufhin das Schloß besetzt hätten, sodaß "die von Basel nit hand moegen

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