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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 87
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0089
dort längere Zeit in der Familie des Landschreibers, mütterlich betreut von Frau Gebwiler.
einer gebürtigen Elsässerin aus Rufach. von der er, wie er sagt, viel Gutes erfährt.13-' In
Rötteln erhielt er Kunde vom Tod seiner älteren Schwester Ursula, die in Basel der Pest
erlegen war. Der Vater hatte lange versucht, dem Sohn das schmerzliche Ereignis zu
verschweigen: die voreilige Bemerkung einer Frau machte den Knaben stutzig: Frau
Gebwiler übernahm es, Felix über den wahren Sachverhalt aufzuklären. Vater Thomas
schickte öfters Briefe an seinen Sohn; gelegentlich erhielt er auch Besuch aus der Stadt. Man
ließ ihm seine Laute zukommen; er unterrichtete Gebwilers jüngeres Söhnlein Karl im
Lautenspiel, weshalb er sich der besonderen Gunst der Mutter erfreute. Auch spielte er
gelegentlich im Wirtshaus zum Tanz auf. Mit den beiden Söhnen Gebwilers besuchte Felix
die Messe: denn die Markgrafschaft war damals noch katholisch. Öfters spazierte die Familie
hinüber nach Binzen zum dortigen Burgvogt Werner Wagner, der mit einer Tochter aus Frau
Gebwilers erster Ehe vermählt war. Dem Burgvogt von Rötteln. Ulrich Mülner. klauten die
Knaben Äpfel aus dem Garten, was diesen zu wilden Drohungen veranlaßte, die aber für Felix
keine Folgen hatten, da der Vogt im Grunde ein ängstlicher Mann war und befürchtete. Felix
werde sich an ihm rächen: denn "den Schwitzeren were nit ze druwen". Später sei er bei
Markgraf Emst in Ungnade gefallen und um die ansehnliche Summe von 1500 Gulden
gebüßt worden, "dorusz man ein grosz veldtstuck (Kanone) kauft, so noch nach dem
burgvogt genempt wirt". Das Geschütz hieß Niemandsfreund': so lautete der Übername des
Burgvogts. Jahre später hat sich Platter des Unglücklichen, der zu seinen Patienten zählte,
angenommen und ihn in Basel untergebracht.1341

Für uns Heutige schwer verständlich, bezeichnend jedoch für die damalige Zeit ist es. daß
Felix von Dr. Gebwiler die Erlaubnis erhielt, zusammen mit einigen Kameraden der
Hinrichtung eines Diebes beizuwohnen. Bei dieser Gelegenheit traf er auch einige Basler an,
die sich das makabre Schauspiel nicht hatten entgehen lassen wollen und zu diesem Zweck
nach Rötteln hinaus gepilgert waren. Dieses unerwartete Zusammentreffen mit Angehörigen
seiner Vaterstadt, die ihn kannten und ansprachen, weckte in dem Knaben das Heimweh:
"Wer gern in die stat gangen, dorft aber nit".

Als im August die Seuche allmählich nachließ, lud Dr. Gebwiler Vater Thomas nach
Rötteln ein. Felix eilte seinem Vater entgegen, in einfachen Zwilch gekleidet: das erbarmte
den Vater, "vermeint, ich were verwildert", weshalb er es an der Zeit fand, seinen Sohn nach
Hause zu holen: das geschah noch in der gleichen Woche, am 26. August 1551.

In die Zeit zwischen der Reise nach Neuenburg und dem Aufenthalt in Rötteln fallen wohl
die Beziehungen, die Thomas Platter mit Täuferfamilien anknüpfte, in der Absicht, diese zu
bekehren. Solche Täufer gab es besonders in Stetten.135' Felix erinnert sich an einen
wohlhabenden Bauern. Vater von drei erwachsenen Kindern, einem Sohn und zwei Töchtern,
"gar hübsche meitlin". Zwischen dieser Stettener Familie - Platter nennt den Vater "Fridlin
Bur. wont in der Bachtalen"136'- scheinen enge freundschaftliche Verbindungen bestanden zu
haben. "Die wandleten vil zuo uns, wie auch wir zuo inen". Gelegentlich zog Vater Thomas
mit all seinen Tischgängem nach Stetten hinaus, wo die Gesellschaft jeweils reichlich
bewirtet wurde. Umgekehrt hielt sich auch der Sohn, der von Felix als "gar from und
ernsthaft" gerühmt wird, öfters auf dem Landgut der Familie Platter in Gundeldingen auf,
wo er Vater Platter bei der Bewältigung seiner landwirtschaftlichen Probleme behilflich war.
Als der junge Stettener Bauer dann freilich wagte, um die Hand der Tochter Ursula
anzuhalten, erlitt er von Thomas Platter eine Abfuhr. Er starb 1551 an der Pest in der gleichen
Woche wie Ursula.

Die Einführung des evangelisch-lutherischen Glaubens in der Markgrafschaft durch
Markgraf Karl II. von Baden-Durlach am 1. Juli 1556 erfuhr Felix während seines
Studienaufenthalts in Montpellier aus einem Brief seines Vaters, der ihn am 4. Dezember


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