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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 91
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0093
Wir sind am Ende eines langen Weges angekommen, der uns durch beinahe zwei
Jahrhunderte baslerischer Geschichtsschreibung geführt hat. Wir haben versucht herauszufinden
, welche Bedeutung die Basler Chronisten des 15. und 16. Jahrhunderts ihrer
rechtsrheinischen Nachbarschaft, insbesondere dem Markgräflerland. beimessen, welche
Vorkommnisse sie für erwähnenswert halten und, wenn immer möglich, wie sie die
Ereignisse darstellen. Dabei hat es sich gezeigt, daß ihr Augenmerk in erster Linie auf den
Sundgau und das Elsaß gerichtet ist. Mit dem St. Jakoberkrieg und dem sich daran
anschließenden Krieg zwischen Basel und der vorderösterreichischen Herrschaft treten
vermehrt auch die Eidgenossen ins Blickfeld. Demgegenüber bleibt das Gebiet rechts vom
Rhein eher im Hintergrund. Angesichts des reichen Grundbesitzes und der vielfältigen
Rechte, welche der Bischof und die Basler Klöster in dieser Region besaßen, ist dies
eigentlich verwunderlich: abgesehen von Wurstisen und Nikiaus Briefer erfahren wir so gut
wie nichts über diese rechtlichen Verhältnisse.

Reicher fließen die Quellen über die kriegerischen Handlungen in der Zeit der sog.
österreichischen Kriege von 1445 - 1449. als die obere Markgrafschaft zum Tummelplatz der
untereinander verfeindeten Horden wurde. Namentlich vier zeitgenössische Chronisten,
nämlich Brüglinger, Appenweier. Beinheim und Offenburg, schildern diese Vorgänge und
nehmen von ihren unterschiedlichen Standorten aus dazu Stellung. Für die Burgunderkriege
ist es in erster Linie Johannes Knebel, der aus seiner einseitig antiburgundischen Haltung
heraus sich eingehend mit dem Schicksal der rechtsrheinischen Pfandlande und im besonderen
der Stadt Breisach beschäftigt. Daß Markgraf Philipp am Hofe Karls des Kühnen
beträchtliches Ansehen genießt, kann Knebel dem jungen Fürsten nicht verzeihen, und selbst
sein Vater. Markgraf Rudolf IV.. der als Fürst von Neuenburg am See und Bürger von Bern
durch diesen Krieg in eine schwierige Situation geraten ist. wird vom Chronisten mit
Mißtrauen betrachtet.

Erst die Bauemunruhen von 1525 im Schwarzwald, im Breisgau und in der Markgrafschaft
haben die Aufmerksamkeit der Chronisten erneut auf sich zu lenken vermocht. Dies gilt vor
allem für die Chronik des klugen Basler Ratsschreibers Heinrich Ryhiner: aber selbst bei ihm
stehen die Ereignisse in den Basler Ämtern, im bischöflichen Laufental sowie im Sundgau
und im Elsaß im Vordergrund. Daß. abgesehen von einigen unzusammenhängenden Informationen
, die uns Johannes Gast liefert, die Entwicklungen, die zur Einführung des
evangelischen Glaubens in der benachbarten Markgrafschaft geführt haben, bei den Basler
Chronisten kaum Beachtung finden, ist nicht so recht verständlich.

Am unmittelbarsten wirken auf uns die persönlichen Beziehungen zu den Nachbarn
jenseits des Rheins, wie sie aus einigen autobiographischen Aufzeichnungen sichtbar
werden. Noch ins 15. Jahrhundert gehört die apologetisch gefärbte Schrift Henmann
Offenburgs. Als Lehensträger und Gläubiger steht er in einem ganz besonderen Verhältnis
zu den Markgrafen, und zudem hat er im Auftrag des Rats wiederholt mit ihnen um die
Erhaltung wichtiger Hoheitsrechte für seine Vaterstadt gekämpft. In der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts ist es Andreas Ryff. der als Handelsmann schon in jungen Jahren die Märkte
und Messen in der Markgrafschaft unermüdlich aufsucht und schließlich auch als Abgeordneter
des Basler Rats dem Markgrafen persönlich begegnet. Den Höhepunkt in der Darstellung
dieses wechselseitigen Gebens und Nehmens in den Beziehungen zwischen der Stadt
am Rheinknie und ihren nördlichen Nachbarn bildet unstreitig das Tagebuch Felix Platters.
Sein Aufenthalt in Rötteln während der Pestzeit im Jahre 1551 hat es ihm ermöglicht, schon
früh wertvolle Freundschaften zu schließen, die sich auch in seinem späteren Leben bewährt
haben. Dank seiner ärztlichen Tätigkeit hat Platter diese persönlichen Bande, die er
namentlich auch mit zahlreichen Vertretern des Adels, ja bis hinauf zum Markgrafen
geknüpft hat. erweitert und vertieft.

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