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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 31
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0033
sind, zählen die seinen mit zum Bewundernswertesten seines dichterischen Schaffens. Am 2.
November 1791 w urde er zum Subdiakon des "Gymnasiums illustre" in Karlsruhe ernannt. Es
war w iederum keine Oberländer Pfarrei, die er sich so sehnlichst gew ünscht hat. Hebel trennte
sich ungern vom Wiesental. wo er alles in allem doch eine glückliche Zeit verbracht hatte. Noch
im selben Monat hielt er seine Abschiedspredigt in Lörrach".

Sieben Jahre später (1798) wird Johann Peter Hebel Professor am "Gymnasium illustre" und
hat somit keine Verpflichtungen mehr zur Aushilfe beim Predigen in der Schloßkirche. Ein Jahr
später w ird er Ehrenmitglied der Mineralogischen Gesellschaft zu Jena.

1803 erschien im Karlsruher Verlag Macklot die erste Auflage der "Allemannischen
Gedichte".

Rolf Max Kully. dem die Hebelforschung ein Taschenbuch mit Realien über Johann Peter
Hebel verdankt, charakterisiert die Gedichte so:

"Die Alemannischen Gedichte waren ein Versuch, zu dem der Autor seinen Namen nicht zu
geben wagte, sie gehören heute zum besten, was deutsche Mundarth rik uns geschenkt hat.

In den Gedichten ist das ganze Wiesental erfüllt von mythischen Wesen, von Geistern.
Engeln. Irrw ischen und Wiedergängern. Es gibt nichts Totes in dieser Landschaft: Der Lauf der
Wiese w ird zum Werdegang eines Mädchens von der Geburt bis zur Hochzeit. Und sogar die
Sonne wird zu einer Markgräfler Bäuerin, die mit ihrer Strickarbeit hinter den Bergen
hervorkommt, der Mond ist ihr nicht sehr häuslicher Mann, und Morgen- und Abendstern sind
ihre Kinder. Wenn diese Vermenschlichungen einer ganz persönlichen my thisch gebundenen
Weltschau des Dichters entspringen, so gehen andere Gestalten, w ie der Dengelegeist. auf die
auch durch äußere Anstöße gegebene Beichenmythologie zurück: aber bezeichnenderweise
konnte Hebel das Gedicht über ihn erst vollbringen, nachdem er den ehemaligen Widersacher
des Proteus in einen guten Dämonen umgedeutet hatte. Andere, wie die Häfnetjungfrau oder
das Gespenst an der Kandemer Straße, kommen aus der Volksüberlieferung, und "Der
Statthalter von Schopfheim" greift den biblischen Stoff von David. Nabal und Abigail (I. Sam.
25. 2-42) auf und versetzt ihn in die heimische Umgebung"8'.

Hebels "Allemannische Gedichte", sein "Wälderbüblein". wie er sie nannte, erregten
Aufmerksamkeit bei den Gelehrten in ganz Deutschland.

Groß war das Staunen, daß diese ungeschliffene Bauernsprache derart poetische Qualität
besaß.

"Der vortreffliche Dichter sei zu lesen, wenn nicht einmal, so doch zehnmal", urteilte der
Dichter Jean Paul (1763-1825) im November 1803 begeistert in der "Zeitung für die elegante
Welt".

Auch die zweite Auflage von 1804 fand noch eine starke Beachtung. Johann Wolfgang von
Goethe besprach die "Allemannischen Gedichte" im Februar 1805 in der "Jenaer Allgemeinen
Literaturzeitung". Nicht eben begeistert wurden sie da und dort im Wiesental aufgenommen,
weil man Anspielungen auf die persönlichen Verhältnisse zu erkennen glaubte und sich der
Lächerlichkeit preisgegeben fühlte. Hebel, der alles andere als dies beabsichtigte, machte sich
von der dritten Auflage weg daran, verfängliche Stellen zu ändern. Dabei geriet ihm allerdings
manches weniger anschaulich.

1806 wird Hebel zum Kirchenrat ernannt, er verzichtet auf ein angebotenes Pfarramt in
Freiburg, zwei Jahre später (1808) wird Hebel Direktor des Lyceums in Karlsruhe.

Markgraf Karl Friedrich, der 1746, 18jährig die Herrschaft über die verschuldete Markgrafschaft
antrat und diese während der 65 Jahre seiner Regierung auf einen vorbildlichen
Stand zu heben vermochte, förderte auch das Karlsruher Gymnasium. Er verbesserte die
Gehälter der Lehrer und unterstützte die Anstalt, indem er ihr 1750 das Privilegium für den

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