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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 49
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0051
Klostergründungen im Schwarzwald und in den Alpen kam auch die Technik des Mühlenbaus
in diese Regionen.

Die große Zeit der Bauernmühlen dauerte im Schwarzwald nur etwas mehr als ein Jahrhundert
. Heute gibt es im Schwarzwald noch etwa 300 dieser Mühlen. Mit den Bauernmühlen
verschwindet ein Stück Technik, die mit dem Alltag bäuerlichen Lebens und Arbeitens im
Schwarzwald eng verbunden ist.

Auch in technischer und geschichtlicher Hinsicht ist die Untersuchung von Bauernmühlen
besonders interessant, denn in ihnen läßt sich vielfach noch eine recht frühe Entwicklungsstufe
der Mühlentechnik antreffen. Die Grundkonstruktion der Bauernmühle entsprach auch im
späteren 19. Jahrhundert im wesentlichen noch den Mühlen des Altertums, wie sie der römische
Baumeister und Schriftsteller Vitruv schon vor Christi Geburt beschrieben hat.

Zu unterscheiden gab es die Bauernmühlen und die Kundenmühlen. Die Bauernmühle war
eine auf dem Gelände des Bauernhofs und für die Erfordernisse seines Wirtschaftsbetriebs
errichtete Mühle. Sie gehörte als Nebengebäude zum Gehöft und wurde vom Bauern oder
Knecht selbst betrieben - einen eigenen Müller gab es nicht. Im Gegensatz zur Bauernmühle
spezialisierte sich die Kundenmühle auf die Mehlherstellung; sie besorgte das Mahlen von
Getreide gegen Entlohnung für jene Bauernhöfe, die selbst über keine eigene Mühle verfügten.
Die Kundenmühle war demzufolge größer als die Bauernmühle, technisch weitaus besser
ausgestattet und besaß zwei oder mehr Mahlgänge.

Im Schwarzwald ist die Kundenmühle gegenüber der Bauernmühle der historisch ältere Typ.
Die Kundenmühle ist hervorgegangen aus der herrschaftlichen Mühle des Mittelalters, denn
die Errichtung von Mühlen war ebenso wie die Nutzung der Wasserkraft überhaupt ein Regal,
das heißt ein der Herrschaft vorbehaltenes Recht, das zu den Bestandteilen der Grundherrschaft
zählte. Das Recht, eine Mühle zu errichten und zu betreiben, konnte vom Grundherrn selbst
ausgeübt werden; dieser konnte es aber auch verleihen. Der aus dem "Mühlenregal" abgeleitete
"Mühlenbann" schützte eine bestehende Mühle und verhinderte die Errichtung weiterer in
ihrem Einzugsbereich.

Die Kundenmühle oder "Kunstmühle", wie sie bald genannt wurde, lieferte erheblich
weißeres Mehl, und dies zu einem günstigeren Preis. Deshalb v erzichteten immer mehr Bauern
auf das Mahlen in der eigenen Mühle und lieferten das Getreide bei der Kundenmühle ab. um
es dort mahlen zu lassen oder gegen Mehl umzutauschen.

Die Bauernmühle diente im Gegensatz zur Kundenmühle ausschließlich zur Deckung des
Eigenbedarfs; sie verdankte ihren Aufschwung zunächst den schlechten Transportverhältnissen.
Deshalb steht sie auch heute noch in abgelegenen Seitentälern. Eine kurze Phase des Aufschwungs
erlebte die Bauernmühle nochmals im 20. Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkriegs
förderte man kleine Mühlen mit dem Ziel, die Mehlversorgung sicherzustellen, wenn die meist
in den Hafen- und Industriestädten angesiedelten Großmühlen durch Bombenangriffe zerstört
wurden.

Eng verbunden mit dem Schicksal der Bauernmühle ist die Entwicklung des Berufs des
Mühlenbauers. Die Planung und der Bau von Mühlen erforderte spezielle Kenntnisse und
Fertigkeiten, die jene des Zimmermanns überstiegen. So entstand schon sehr früh das
Handwerk des Mühlenbauers oder Mühlenmachers. Die Mühlenbauer bildeten besondere
Zünfte mit einer eigenen berufsständischen Organisation, die die Tradition des Handwerks
bewahrte, die Richtlinien der Berufsausübung bestimmte und die wirtschaftlichen Interessen
ihrer Mitglieder vertrat.

Daneben gab es jedoch auch Mühlenbauer, die nicht in einer Zunft organisiert waren.

Diese "unzünftische" handwerkliche Tätigkeit kam vor allem auf dem Land vor; sie wurde
neben der bäuerlichen Wirtschaft betrieben und innerhalb der Familie weitergegeben. Die
Zunft dagegen war stets ein Element der städtischen Sozialstruktur und an die Stadt gebunden.

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