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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 57
(PDF, 31 MB)
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Johann Sebastian Clais -
Ein wandernder Unternehmer

Elmar Vogt

Nicht wie ursprünglich angenommen in Badenweiler, sondern in Hausen im Wiesental
wurde am 28. Februar 1742 Johann Sebastian Clais geboren. "In seinem Geburtslande ist die
Erinnerung an ihn ausgelöscht", so steht es in einer Biographie von Gottlieb Ziegler aus dem
Jahre 1915. In einem Brief an den früheren Hausener Rektor Gustav Oberholzer schreibt A.R.
Rau. ein Nachfahre von Clais: "Es wundert mich, daß Ihr Land Baden so spät auf die
außerordentlichen Verdienste von Clais aufmerksam wurde, während er zu seinem 200.
Geburtstag groß gefeiert wurde ..."

Seine väterlichen Vorfahren stammten aus Tirol und waren nach dem Dreißigjährigen Krieg
in Schopfheim zugezogen. Um 1760 wurde der Vater in Eichen als Schulmeister angestellt, wo
die Familie wohl nur ein dürftiges Auskommen hatte. Das Dorf war so arm, daß die Regierung
in verschiedenen Jahren Getreide und Samen schenken mußte. Mit seinen wenigen, aber guten
Schulkenntnissen trat Johann Sebastian Clais Ende der 1750er Jahre eine Lehre bei Hans
Conrad Pfenninger als Uhrmacher an. Der Markgraf Karl Friedrich von Baden versprach dem
talentierten Clais Förderung und weitere Ausbildung. Clais ging zunächst als Geselle in die
nahe Schweiz nach Zürich und verlebte dann einige Jahre in Paris. Der Markgraf schickte ihn
mit einem Stipendium zur weiteren Ausbildung nach London, wo er sich von 1765 bis 1772
aufhielt.

In England stand die Wiege der industriellen Revolution. Sehr früh erkannten die deutschen
Landesfürsten die Bedeutung der neuen Technologien und versuchten, diese für ihre Länder zu
nutzen. Doch der gegenseitige Austausch von Informationen wurde erschwert: Am Anfang
hatten die Engländer den Fremden noch großzügig die Fabriken geöffnet und die neuen
Verfahren erklärt. Ab 1750 wurde zum Schutz der Wirtschaft die Ausfuhr von Maschinen und
Werkzeugen schrittweise verboten. Kurze Zeit später war es englischen Handwerkern bei
schärfsten Strafen verboten, in andere Länder auszuwandern.

Während seines Aufenthaltes in London erfand Clais eine Indexwaage, bei der keine
Gegengewichte benötigt wurden. Eine Waagschale, die über ein Bleilot und einen Schwenkzapfen
mit der Anzeigenskala verbunden war. genügte. Der Wiegevorgang konnte damit vereinfacht
und beschleunigt werden. Clais wurde für diese Erfindung von der "Society ofArts" mit einer
Silbermedaille geehrt. Später wurde er Mitglied dieser Gesellschaft. Dadurch hatte er Zugang
zur Bibliothek, den Maschinen und der Modellsammlung. Das Tor zum Wissen war offen.
Danach, schrieb er, sei er eingeladen worden, der berühmten "Royal Society of London for the
Promotion of Natural Knowledge" eine Arbeit vorzulegen. Clais lehnte es ab. der Gesellschaft
beizutreten. Die Gründe für diese Ablehnung sind nicht recht verständlich. Vermutlich hatte
er schon zu diesem Zeitpunkt die Absicht, mit der Uhrmacherei aufzuhören. Clais schrieb, er
mache Papierproben und habe die Absicht, völlig neuartiges Papier nach Deutschland mitzubringen
. Am badischen Hof wurden, wie in ganz Deutschland, seit Jahren Versuche
unternommen, die Papierqualität zu verbessern.

Zeit seines Lebens blieb Johann Sebastian Clais England zugetan, bediente sich auch später
für private Notizen immer wieder der englischen Sprache und suchte die Bekanntschaft von
reisenden Engländern. Aus dem wandernden Uhrmachergesellen Johann Sebastian Clais war
in England ein versierter Techniker geworden.

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