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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 59
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erfolgreichsten Unternehmen zur Zeit des Merkantilismus. Der bayerische Kurfürst Karl
Theodor investierte über eine Million Gulden in die Erneuerung der Salinen. Von der Qualität
der Arbeit, die Clais dabei leistete, und über welches Wissen er verfügte, zeigt auch die folgende
Aussage des Naturforschers Alexander von Humboldt < 1769-1859): "Auf der dortigen Saline
(Reichenhall) war ich z^völf Tage ganz allein mit dem Salinendirektor von Clais. Diesen Mann
halte ich unter allen theoretischen und praktischen Halurgen (Salzkennern) offenbar für den
ersten. Er besitzt große physikalische und mathematische Kenntnisse. Ich habe vom Morgen
bis in die Nacht nur immer gefragt, und ich w eiß keinen Menschen, von dem ich durch Umgang
soviel gelernt".

Salz war zu dieser Zeit eine teure Ware: In Hausen kostete 1796 ein Pfund Salz vier Kreuzer,
mehr als ein Stundenlohn. Gleichzeitig war das Salz das wichtigste Exportprodukt Bayerns.

Im Inland besaß der Staat das Monopol, die Gewinne aus dem Handel über die Grenzen aber
gehörten dem Kurfürsten. Größter Konkurrent auf dem Salzmarkt war Frankreich mit den
Salinen in Burgund und Lothringen. Auch dort war Clais neben seiner Anstellung in Bayern
tätig. Von 1803 bis 1806 leitete er als "General-Ingenieur der französischen Salinen "den Umbau
der Salinen in Lothringen.

Wie in Reichenhall stand ihm auch hier ein Praktiker zur Seite: Der "Dreher" Sulzer. mit
richtigem Namen Solomon Sulzer. Er war der Vater der großen Gründergeneration der heutigen
Firma Gebrüder Sulzer. die zunächst eine Messinggießerei betrieb. In Lothringen gab es
Schwierigkeiten mit den Arbeitern, deren Selbstbewußtsein durch die Französische Revolution
gestiegen war. Das von Clais geforderte Arbeitstempo und seine Arbeitsmethoden paßten
ihnen nicht. Es kam zu Beschwerden bei den Vorgesetzten, unter denen viele Neider und
Gegner waren. Die Folge war. daß Clais entlassen wurde. Ähnliches ereignete sich in
Reichenhall, so daß er auch dort seinen Posten verlor mit Entzug seiner Pension, denn er hatte
seinen Vertrag von 1785 gebrochen, worin er sich verpflichtet hatte. 25 Jahre keine anderen
Staatsdienste anzunehmen. Clais wehrte sich dagegen mit der Begründung, er wollte mit seiner
Tätigkeit in Lothringen der Schweiz einen Dienst erweisen. Von den Entlassungen zeugen
allerdings nur noch wenige Unterlagen. Clais erwarb in Bayern dennoch beachtliche Reichtümer
. Er wohnte aber in Winterthur und heiratete Maria Sulzer. die Tochter seines Geschäftspartners
, ließ sich vor den Toren der Stadt ein Landhaus bauen und wurde Winterthurer Bürger.
Anträge zum Erwerb des Bürgerrechts wurden in Winterthur sehr restriktiv gehandhabt und
kamen daher nur selten vor. Das Gesuch von Clais trägt das Datum vom 15. November 1793.
Clais mußte einige Auflagen akzeptieren: Er mußte die Winterthurer Gerichte anerkennen und
durfte keinen Winterthurer vor einem fremden Gericht verklagen, auch nicht bei einer
"Appellation" (Berufung).

Wegen seines Glaubens und wegen seiner Anstellung in Bayern wurde er von allen
öffentlichen Ämtern in Winterthur ausgeschlossen. Clais mußte auch den Nachweis erbringen,
daß er an seinem Geburtsort aus der Leibeigenschaft entlassen war. Die "Einkaufssumme" für
das Bürgerrecht betrug beachtliche 3.000 Gulden, was etwa zwanzig Jahreslöhnen eines
ausgelernten Handwerksgesellen entsprach. Am 1. April 1794 wurde Clais als Winterthurer
Bürger anerkannt. Er zahlte eine jährliche Steuer von 45 Pfund und gehörte damit zu den
höchstbesteuerten Bürgern der Stadt. Obwohl er bereits 64 Jahre alt war. wollte Clais sich nicht
zur Ruhe setzen. 1806 unternahm er viele Reisen, so unter anderem nach München. Colmar,
Schlettstadt. Nancy, Basel, Lörrach, Freiburg, Ulm und Stuttgart.

Die Reisen nach München und Frankreich deuten daraufhin, daß Clais die Hoffnung nicht
aufgegeben hatte, wieder im Salinenwesen tätig zu werden. Er ließ sich auch brieflich über die
laufenden Geschäfte unterrichten. Von seinem Schwager Helminger ließ er sich wöchentlich
über Hofgerüchte und Umbesetzungen von Ministerposten, aber auch über Investitionsmöglichkeiten
informieren. Clais starb am 24. September 1809 in Winterthur. Seine letzte

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