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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 62
(PDF, 31 MB)
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ihrem schlechten Zustand angesprochen. Eine von Behringer/Zumtobel erwähnte Notiz aus
dem Pfarrarchiv Müllheim über Kriegsschäden im Holländischen Krieg von 1676 lautet:

"Aus dem Kirchlein zu Aichen haben die Soldaten gleichfalls eine glockhe von 160pfimdten,
Zu Fahrnauw die Uhren weggenommen, in gleichem alda und in der Kirche zu Haußen under
Schiedliche fenster zerschlagen...".

Die letzte Nachricht bezieht sich zweifellos auf die zweite Kirche. Nach der Erweiterung
befand sich im Inneren der immer noch kleinen Kirche immerhin eine "eintzige Emporkirchen "
mit zwei Ständen "weiterhin ein elendes Käntzelin " und "gar kein Altar". Nur die Situation der
Filialkirche und die geringe Einwohnerzahl erklären diese bescheidenen Umstände. Nach
einem kirchlichen Visitationsprotokoll zählte Hausen im Jahre 1698/99 226 Einwohner. Vom
6. Februar 1736 existiert eine "Unterthänigste Bittschrift" an den Markgrafen zu Baden-
Durlach. worin um eine abermalige Erweiterung der Kirche gebeten wird. Begründet wird
dieses Gesuch mit dem Anwachsen der Gemeinde um etwa ein Drittel und außerdem mit dem
Zuwachs durch etwa 70 Arbeiter des Bergwerks. Die Bittschrift der Hausener wurde der
Geistlichen Verwaltung Rötteln übermittelt. Diese richtete ihrerseits etwa ein Jahr später an
den Markgrafen bei der Rentcammer Karlsruhe das Ansinnen, die alte Kirche vollkommen
abzubrechen und eine ganz neue zu bauen. Die Rentcammer ihrerseits bat um Geduld und
Aufschub des Projekts um etwa ein weiteres Jahr. Daraufhin erfolgte am 25. März eine erneute
Bittschrift an die Gemeinde.

Für die Baugeschichte besonders aufschlußreich ist die Eingabe der Geistlichen Verwaltung
vom 8. April 1738. Hier fanden sich die Maßangaben der alten (zweiten) Kirche. Nach dem
Überschlag soll von der alten Kirche nichts mehr stehen gelassen werden, "sondern alles biß
auffs fundament abgebrochen und eine gantz neue Kirch ... hergestellt werden... ". Damit wird
erstmals klar, daß der Neubau der Kirche an der Stelle der alten errichtet werden soll. Das
Bauprojekt für die neue Kirche wird auf fünfzehn handgeschriebenen Seiten sehr genau, oft mit
Maßangaben, beschrieben und mit Kosten geschätzt.

Die zunächst nach dem Plan gebaute Kirche, eine sehr einfache Saalkirche, dürfte etwa so
ausgesehen haben wie das Kirchlein in Gresgen, das im Jahre 1764 erbaut wurde. Michael Walliser
oder Walser, 1697 in Eichen geboren, baut an der Kirche in Hausen, schlägt als Steinhauer seine
Initialen WM mit der Jahreszahl 1738 an dem Torbogen der Haupttüre ein. Nach einem Bericht
von 1796 war die Kirche bereits zu klein. Schon damals wurde die kirchliche Zuordnung von
Raitbach nach Hausen erwogen. Aus diesen Gründen bat man um eine Verdoppelung der
Sitzplätze. Möglicherweise war der Wunsch vorhanden, die "Außvertung" der ehemaligen
Filialgemeinde Hausen zur selbständigen Pfarrei auch baulich durch eine Vergrößerung und
durch einen steinernen Turm zu dokumentieren.

Der Landvogt, der Landschreiber und der Röttier Special berichteten am 2. Oktober 1738,
daß "die daselbst beßndlichein) Bergwerks-Bedienstetef n) alle Sonntag eine Predigt und in der
Woche bißweilen eine Betstund darinnen (in der Kirche) hören zu können wünschen, weil ihnen
der Weg nach Schöpfen zu gehen alzu weit" sei.

Sehr stark beschäftigte sich der Kirchenrat mit der Frage nach der Zahlungsbereitschaft der
Hausener Bürger. Das Oberamt in Rötteln erhielt im November 1739 den Auftrag, hierüber die
Gemeinde zu hören. Vogt Jacob Arzet und vier weitere Mitglieder des Ortsgerichts unterschrieben
am 2. Dezember 1739 eine Erklärung, man bleibe beständig dabei, für "einen besonderen
Seelenhirten im Orth Hausen" jährlich 50 Gulden aufwenden zu wollen. Doch war
daran die Bedingung geknüpft, daß für Hausen keine Lasten mehr gegenüber der Kirche in
Schopfheim bleiben. Damit war klar: Die Gemeinde Hausen strebte die Lostrennung von
Schopfheim an und wollte die Einrichtung einer eigenen Pfarrei. Am 19. Januar 1740
bestätigten der Statthalter von Schopfheim und fünf Stadträte, die Gemeinde Hausen "alß ein
schon beynahe 200jähriges Filial" habe seit 40 Jahren im Durchschnitt zu den "Kirchen-

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