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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 70
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0072
zusammengefaßt: "Julius Kibigers Anliegen ist es - ja es gehört zu seinem Wesen - seinen
Mitmenschen Freude zu schenken".

Es gab für Kibiger kein Ausweichen, er hätte es auch nicht gemocht. Er fand seine "Ruhepausen
" woanders: auf langen Reisen im Ausland, bei den klassischen Denkmälern Griechenlands,
an der normannischen Küste Frankreichs, in der Alpenwelt zwischen Mittel- und Südeuropa, im
persischen Orient, den afrikanischen Dörfern am Rande der Wüste und schließlich durch diese
mitten durch. Es ist gesagt worden, daß er wie Lina Kromer einer Maxime Goethes gefolgt sei:
Gehe vom Häuslichen aus und verbreite dich über eine ganze Welt. Von dort hat er Reisebilder
mitgebracht und voll gezeichnete Skizzenbücher, dort hat er seinen Blick geweitet und einen
großzügigen Pinsel geübt, der von Weite und Befreiung zeugt - er brauchte diesen Ausgleich zur
Beschränkung auf das Heimatliche. Und Fritz Fischer hat anläßlich einer Ausstellungseröffnung
1973 auch zutreffend festgestellt: "Aber das Land, dessen Seele er sucht, ist eben doch das
Markgräflerland. In ihm liegen die starken Wurzeln seines Schaffens".

Kibigers künstlerisches Schaffen, das an die viertausend Werknummern umfaßt, besteht aus
Ölbildern. Aquarellen. Pastellen und Zeichnungen, die zwischen den 20er und 80er Jahren
entstanden sind, also mehr als ein halbes Jahrhundert Künstlerleben dokumentieren. Ein Teil
der Bilder sind als Auftragsarbeiten entstanden, wenn Gastwirte. Bauern oder Handwerker
ihren landschaftlich eingebetteten Grundbesitz als Bild haben wollten. So etwa hat die Stadt
Kandern bei Kibiger eine Bilderserie für den Sitzungssaal im Rathaus in Auftrag gegeben,
welche die eingemeindeten Ortschaften zeigt - eine sinnvolle und in ihrer künstlerischen
Einheitlichkeit überzeugende Raumausstattung. Die meisten Bilder aber sind einfach aus Liebe
zur Landschaft entstanden, huldigen ihrem unverwechselbaren Charme, der sich in vielfältigen
malerischen Ansichten ausdrückt. Und diese Bilder sind so geschätzt und begehrt worden, daß
er viele Motive immer wieder malen mußte, und sie sind dennoch nicht gleich geblieben. Jeder
Tag im Schaffen eines Malers hat seine eigene Stimmung, wie auch jede Landschaft an jedem
Tag und zu jeder Stunde andere Nuancen zeigt.

Kibigers Maxime, den Mitmenschen Freude zu schenken, zeigt sich auch darin, daß seine
Bilder erschwinglich waren. Der Besitzerwunsch seiner Bewunderer sollte niemals am Preis
scheitern. Und die Eigentümer seiner Bilder dankten es ihm durch Treue und Verehrung. Neben
den vielen Bildern im öffentlichen Besitz haben die Besuche des Autors im privaten Bereich
zu eindrucksvollen Erlebnissen geführt. Selten begegnet man in einer Wohnung nur einem
Kibiger-Bild. Wer ein Bild von ihm besaß, hatte offenbar immer auch den Wunsch, bald ein
zweites oder mehrere zu haben. Und die Menschen selber, diese Kibiger-Sammler, sind
Menschen von ähnlichem Schlag wie er. Ihr Lebensunterhalt gründet zumeist auf Handwerk,
auch auf Handel, und sie sprechen alle alemannisch. Zugleich liebevoll und verehrend nannten
sie ihren Kibiger: "de Rembrandt vu Augge!" Dieses ganze Umfeld muß man im Auge haben,
wenn man einem Maler wie Kibiger gerecht werden will. Er malte nicht für Museen und
Biennalen, sondern für die Herzen seiner Markgräfler Mitmenschen.

In seinem Hauptschaffen stellt Kibiger sich als Landschaftsmaler vor. der genaue Beobachtung
der Natur mit den aus der Tradition der Landschaftsmalerei entwickelten Regeln zu ihrer
Darstellung meisterhaft verbindet und sein persönliches Erleben dieser Landschaft, auf
unzähligen Wanderungen erfahren, im Bild einbringt. Wer diesen Blick ins Tal vor sich hat.
weiß in seinem Rücken den Schwarzwald, den die Sagenwelt mit guten und bösen Dämonen
bevölkert hat. Er ist nicht so heiter wie die Landschaft seiner "Vorberge", zu denen das
Markgräflerland gehört. Wenn hier die Sonne scheint, kann es dahinter verhangen und
regennaß sein, wenn hier die Obstbäume blühen, kann dort noch Schnee und Winterkälte
anzutreffen sein. So ist der Blick ins Tal und in die Weite vor diesem Hintergrund immer ein
befreiendes Schauen, bei dem der Mensch auflebt und die Seele sich öffnet - so hat Kibiger
diese Talsicht gemalt.

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