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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 80
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0082
Wie Horace Smith zu einer Mumie gesprochen, so konnte man auch zu diesem Skelette
sagen:

"Seit unten man dich hingestreckt als Leiche,
Spielten hier oben sonderbare Dramen:
Anfang und Ende ward gar manchem Reiche,
Auch dein Geschlecht erlosch und Andere kamen."

Im Dorfe und in der Umgegend wollte man sich nicht erinnern, auch von den Voreltern nie
gehört haben, daß jemand vermißt worden sei. und in Britzingen war man der Ansicht, daß hier
wohl ein Zusammenhang mit den letzten Bewohnern von Neuenfels bestehen möchte. Es
sprach hierfür auch der Umstand, daß keiner des Geschlechts Neuenfels jene Mordnacht
überlebte - obschon die obenerwähnte Urkunde noch eines Erhardt v. Neuenfels erwähnt; daß
in die gut verwahrte Burg Fremde kaum einzudringen vermochten, ohne daß wenigstens der
Hofhund - den man mit dem Gesinde im Hofe erschlagen fand - die Bewohner aufmerksam
gemacht hätte, daß es deshalb wahrscheinlich gastlich aufgenommene Bekannte oder Verwandte
gewesen sein mochten, die. nachdem sie einen Neuenfelser im Walde getötet und
seinen Körper in dem verlassenen Stollen verborgen, hiernach noch die Familie im Schlosse
und die Zeugen ihrer Tat. die Dienstleute, erschlagen hatten, sei es, um sich den Weg zu einem
reichen Erbe zu bahnen, oder aus einem anderen Grunde. Auch ist nicht anzunehmen, daß ein
Raub verübt wurde, weil das aus Dokumenten, aus Mitteilungen der Zeitgenossen und
Überlieferungen aus der Vergangenheit mit großem Fleiße zusammengetragene Lagerbuch,
worin selbst unbedeutende Vorkommnisse nicht übergangen sind, diese zur Aufklärung des
Ereignisses sehr wichtige Tatsache anzugeben nicht wohl unterlassen haben würde.

Die Erbin des ermordeten Burgherrn Christoph von Neuenfels war dessen Schwester Maria,
vermählt mit Heinrich von Landegg.

Akten, welche über das rätselhafte Verbrechen hätten Auskunft geben können, waren nicht
zu finden. Die Erbin, oder vielmehr deren Gemahl, hatte keine Lust, die Burg zu bewohnen oder
in baulichem Zustande zu erhalten, er ließ sie zerfallen, und nun liegt sie als Ruine innerhalb
dunkler Tannenwaldung, der Graben ist von herabgefallenem Gemäuer verschüttet und mit
Gestrüpp überwachsen. Epheu rankt empor an den düsteren Mauern, geheimnisvolle Schauer
durchrauschen in abendlicher Dämmerung die tiefen Schatten des Forstes, wunderbare Sagen
flüsternd von spukhaften Gestalten, die ruhelos umherirren sollen in den öden Trümmern.

Nur selten wird die ringsum herrschende Stille unterbrochen durch Touristen oder Badegäste
aus dem nahen Badenweiler, die hier Waldschatten suchen und an der wundervollen Aussicht
sich erfreuen.

Weithin erblickt das entzückte Auge vor sich ausgebreitet die fruchtbare Rheinebe und das
durch den Rheinstrom nicht mehr getrennte. Deutschland wieder erworbene Elsaß, rückwärts
den Hochblauen mit seinen Vorbergen, lieblichen Tälern und herrlichen Rebgeländen. und
indem wir hinüberschauen nach Badenweiler zu seiner Schloßruine und weiterhin zum Rheine
und seinen alten Reichsstädten Neuenburg und Breisach, um deren Besitz während Jahrhunderten
so viel gestritten worden, hier in der Mitte einer an landschaftlichen Reizen und
historischen Erinnerungen so reichen Umgebung.

"Kommt es nicht wie Träumen
Aus den grünem Räumen
Zu uns wallend nieder.
Wie Verstorbner Lieder".

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