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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 88
(PDF, 31 MB)
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Marionettentheaters. Wieder ist es der "Faust", der im Unionssaal der Kunsthalle gegeben wird.
Gegen eine Gebühr von 20 Franken hat Koelner am 17. März seine offizielle "Bewilligung für
öffentliche Aufführungen. Schauvorstellungen etc. Nr. 6013" erhalten - ein wunderschönes
kleines Dokument, dessen Vorläufer aus früheren Jahrhunderten heute im Staatsarchiv Basel
schlummern: das suspekte Wanderbühnenvolk mußte stets die polizeiliche Erlaubnis für seine
Aufführungen einholen!

1957 steht Faust III auf dem Spielplan der Basler Marionettenbühne, jetzt im neuen Zuhause
im Zehntenkeller am Münsterplatz. Der alte Simrock-Text ist erneut leicht verändert worden.
Neue Figuren werden geschnitzt: ein alter und ein junger Faust entstehen. Mephistos Züge
werden glatter - Basler Fasnachtsmasken scheinen Pate zu stehen.

Wenn Koelner heute nach Faust gefragt wird, so resümiert er: "Der Fauschtschtoff isch ebbis.
wo de Lüt ebbis sait und zegliich durch de Hanswurscht auch volkstümlich isch." Hanswurst!
Die Hauptperson des Faust-Puppenspiels seit Jahrhunderten, der Gegenspieler Fausts. der
Clown, der Angehörige der Unterschicht, der städtische Plebejer oder - wie bei Koelner - der
Bauer: lustig, tölpelhaft, oft auch kritisierend und parodierend, und immer hungrig: schon seine
ursprünglichen Fisch- und Wurstnamen (Pickelhäring und Hanswurst) verraten etwas von
seinem wichtigen Charakterzug!

1975 bringt Koelner seinen vierten Faust auf die Bühne. Auf der einen Seite befreit er die
Szenen des Hanswurst mit Wagner. Faust. Auerhahn und der Herzogin von abschweifenden
Dialogen, strafft auf diese Weise also das gesamte Stück noch mehr und nimmt somit das
"Hanswurst-Übergewicht" zurück. Auf der anderen Seite rückt aber Hanswurst deutlich in den
Mittelpunkt des Geschehens: Er spricht Baseldytsch - und wird so mit neuem Leben erfüllt.
Koelner greift damit eine Idee der Zürcher Marionettenbühne auf. die bereits 1923 eine
Dialektfassung gespielt und den Hanswurst in einen Hansjokel verwandelt hat. Bei einem
Textvergleich Simrock-Faust (1846) / Basler Dialekt-Faust (siehe Kasten S. 90) bemerkt man
doch stark das gekünstelte Bemühen Simrocks, "deutsche Volksbühne" zu Papier zu bringen.

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