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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 102
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0104
Freunde" in Basel an Großherzog Ludwig von Baden bewirkte, daß dazu Schloß Beuggen zur
Verfügung gestellt wurde.

Die Eröffnung der Anstalt erfolgte im April 1820. Zeller übernahm die Leitung.

Geistiger Hintergrund war der Neupietismus, der überzeugt ist von dem "natürlichen
Verderben" des Menschen, das jedoch durch Erziehung und Arbeit überw unden werden kann.
Freiwillige Hinwendung zu Gott führt - nach Zellers Meinung- zur Erlösung im irdischen
Dasein. Daher stand in Beuggen an erster Stelle der Unterricht in Biblischer Geschichte, dann
folgten Deutsche Sprache. Rechnen. Erdkunde. Kirchen- und Missionsgeschichte. Gesang.
Lernen von biblischen Sprüchen und christlichen Liedern4.

Die Kinder mußten auch Handarbeiten verrichten, die teilweise zum Unterhalt der Anstalt
beitrugen: Land- und Gartenarbeit. Spinnen. Stroh- und Weidenflechten, die Mädchen
Hausarbeiten 5|.

Die Schüler waren z.T. Kinder (1820: 30. 1826: 78). z.T. zukünftige Schullehrer (1820: 10.
1826: 22). Es herrschten gute Organisation und Disziplin6'.

Pestalozzis Religiosität

Es wäre vermessen, an dieser Stelle eine vollständige Definition von Pestalozzis religiöser
Haltung versuchen zu wollen- zum einen ist er in seinen Schriften alles andere als klar und
eindeutig: er ist ein Idealist und Gefühlsmensch, der um seine Worte ringt und teilweise
Aphorismen mit rätselhaftem Sinn ausspricht.

Außerdem ändert sich sein Welt- und Gottesbild im Laufe seines Lebens. Man kann aber eine
große Reihe von Zitaten anführen, aus denen Pestalozzis Glaube an den Menschen und das Gute
in ihm hervorgeht.

So in der frühen Schrift "Abendstunde eines Einsiedlers" (1780): "Glaube an dich selbst.
Mensch, glaube an den innern Sinn deines Wesens, so glaubst du an Gott und an die
Unsterblichkeit"7'."Im Innersten deiner Natur, Mensch, liegt das, was Wahrheit. Unschuld und
Einfalt mit Glauben und Anbetung höret". Pestalozzi meint jedoch nicht, der Mensch sei gut.
die Gesellschaft schlecht. Sondern er betont das Ringen des Menschen um die Überwindung
des Schlechten in sich selbst: In verschlungenen Gedankengängen sinnt er immer wieder
darüber nach, wie sich Negatives und Positives, "Verdorbenes" und "Sittliches" in der
menschlichen Natur durchdringen und in welcher Beziehung dazu die "Gesellschaft" steht. Ein
"göttlicher Funken" liegt im Menschen, durch Anstrengung von Kraft und Willen vermag der
Mensch, für einen Augenblick den sittlichen "Zustand" zu erreichen81.

An anderer Stelle heißt es: die Liebe ist "der ewige Ausfluß der Gottheit, die in uns thronet,
sie ist der Mittelpunkt, von dem alles Wesentliche in der Erziehung ausgeht"9'.

Zellers Urteil über Pestalozzi
Dies ist der Ansatzpunkt für Zellers Kritik an Pestalozzi:

In seinem Buch "Lehren der Erfahrung für christliche Land- und Armenschullehrer" schreibt
er 1827, also ein Jahr nach Pestalozzis Besuch in Beuggen. imTodesjahr Pestalozzis: Pestalozzi
und die übrige Pädagogik des 19. Jahrhunderts verkenne "das Wesen der wahren Erziehung,
und daß sie eine Erlösung von der Sünde ist.... sie verkennen den Sündenfall"10'.

Aber gerechterweise lobt Zeller den "Geist der uneigennützigen Hingebung, der Liebe und
des Glaubens, womit Pestalozzi der Erziehung seiner armen Kinder sich hingab"1".

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