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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 105
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Es ist auch derselbe Carl Mez, der seit der zweiten Hälfte der 1840-er Jahre in seinem
Wohnzimmer Bibelstunden abhielt, der seit 1850 in näherem Kontakt zu Christian Friedrich
Spinler. dem Begründer der Pilgermission St. Chrischona. stand und der von 1860 bis zu
seinem Tod im Jahre 1877 im Komitee der Pilgermission verantwortlich mitarbeitete.

In der Person von Carl Mez - vor allem in den Jahren der deutschen Revolution 1848/49 -
verbinden sich eine pietistisch-erweckliche Frömmigkeit, eine demokratische bis sozialistische
politische Einstellung und die wirtschaftliche Kompetenz eines der größten Seidenindustriellen
Deutschlands.

1. Herkunft und Entwicklung

Carl Mez wurde am 20. April 1808 in Kandern im Siidschwarzwald geboren. Sein Vater
betrieb dort ein für damalige Verhältnisse mittelständisches Unternehmen mit 40 Arbeitern an
28 Webstühlen2. Mit sieben Jahren kam Mez 1815 in die Familie seines Onkels Christian Adam
nach Freiburg, um hier eine gute Schulbildung zu erhalten. So gehörte er auch zu den ersten
Absolventen des dortigen polytechnischen Instituts, einer Art Realschule, die besonders den
Bürgersöhnen offenstand, die sich dort besser als auf den humanistischen Gymnasien auf ihren
zukünftigen Beruf, meist in Handel und Gewerbe, vorbereiten konnten. Sein Geschichtslehrer
in dieser Schule war die Gallionsfigur des badischen Liberalismus. Carl von Rotteck. Eine
kaufmännische Ausbildung erhielt Mez in Fribourg in der französischen Schweiz. Anschließend
unternahm er eine mehrjährige Bildungsreise nach Italien, wo er in Mailand die
Seidenfabrikation kennenlernte, die dann später den Kern seiner industriellen Bemühungen
bilden sollte. Nach seiner Rückkehr arbeitete er zunächst im Bank- und Gemischtwarengeschäft
seines Onkels in Freiburg. Er sorgte dafür, daß nun auch mit Seide gehandelt wurde und daß
es zu einer Fusion mit der Fabrik seines Vaters in Kandern kam. Die neue Firma "Gebrüder
Mez" nahm ihren Sitz in Freiburg. Carl Mez selbst war jahrelang als "Musterkartenreiter", also
eine Art Außendienstmitarbeiter, tätig. Sein Hauptreisegebiet war der Schwarzwald. Dort
lernte er die Lebensweise und die Probleme dieser einfachen Landbevölkerung kennen, die ihn
dazu veranlaßte. auf verschiedenen Wegen sich der sozialen Problematik anzunehmen. In
dieser Zeit entwickelt er sich zum "Freund der Kohlenbrenner", wie er sich selbst einmal im
badischen Landtag nannte 3'.

Damit haben wir den jungen. Initiative zeigenden Unternehmer vor Augen, dessen Fabrik die
Möglichkeit bot, in vorbildlicher Weise - und vor allem praktisch - die Soziale Frage zu beantworten
. Und wir sehen den Politiker, der sich der Opposition gegen das bürokratische
System des badischen Staates verpflichtet wußte und dessen Herz nicht nur bei der aufstrebenden
Bürgerschaft des Dritten Standes schlug, sondern der sich der Nöte des sog. Vierten
Standes, der kleinen Arbeiter und Bauern, annahm.

Die Familie, in der er erzogen wurde, war geprägt von dem moderaten theologischen
Liberalismus der Freiburger Kirchengemeinde, in der sein Onkel als Kirchengemeinderat
mitarbeitete. Spätestens seit 1839 kam Mez aber in Kontakt mit der Kolonie der Herrnhuter
Brüdergemeinde in Königsfeld im Schwarzwald. Seinen positiven Eindruck über deren Arbeit
und Zusammenleben formulierte er dann auch in Landtagsreden. Im Jahr 1845 wurde er
Vorsitzender des Freiburger "Ortsvereins für Ausbreitung des Christenthums unter den
Heiden". Dieser unterstützte die Arbeit der Basler Mission. Mez selbst war Kolporteur des
Evangelischen Heidenboten 4|. Da sich die Basler Mission in diesen Jahren aber auch der
Unterstützung der kirchlich eher liberalen Kräfte erfreuen konnte, bleibt es ungew iß, inw ieweit
Mez sich der pietistischen Tradition der Basler Mission bewußt war. Denn er selbst datiert
seinen engeren Kontakt" (...) mit den Grundsätze(n) derjenigen Christen, die man Pietisten
nennt" 5', erst seit der Begegnung mit Wilhelm Stern, dem Direktor des Karlsruher Schulleh-

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