http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0142
Abb. 1: Richard Gäng (erster von links) an der Westfront bei der Ortschaft Leuilly 1918
im Unterelsaß erhielt Gang eine Ausbildung zum Funker und kam mit einer Funkereinheit an
die Westfront. Ein Foto vom 10. August 1918 zeigt den Funker Gäng bei der Ortschaft Leuilly
vor einer "Leichten Funker-Station mit Fliegerdeckung". Bald darauf wurde Gäng schwer
verwundet, so daß er das Kriegsende 1918 im Lazarett in Oberhausen erlebte. - Die schwere
Verwundung erleichterte indes die Berufswahl. Als Schwerkriegsversehrter nämlich wurde
Gäng 1919 bevorzugt ins Lehrerseminar Ettlingen aufgenommen, wo die Ausbildung zum
Volksschul lehrer damals nur ein Jahr dauerte. Ende 1920 war Richard Gäng bereits Junglehrer-
aber nicht, wie er es wünschte, bei Waldshut. Lörrach oder Müllheim, sondern in Buchen in
Nordbaden. Es begannen lange Jahre des Heimwehs nach dem Südschwarzwald, nach dem
Hoch- und Oberrhein. Und wie sehr das Heimweh schöpferisch machen kann, wissen wir von
der Sehnsucht Hebels nach dem Wiesental. Ob im fernen Buchen schon einige jener Gedichte
entstanden sind, welche 1931 dann den ersten Gedichtband "Im Hotzewald" füllten, wissen wir
nicht. Erhalten aus diesen frühen 20er Jahren in Buchen sind aber viele Fotos, denn Gäng war
damals ein begeisterter Hobby-Fotograf. Die stete Sehnsucht nach dem "Süddach des Schwarzwalds
" beeinträchtigte sein waches Interesse fürjene anderen Gegenden Badens, in welche der
Lehrerberuf führte, keineswegs. Stets hatte der Lehrer Gäng Auge und Ohr für die Gegebenheiten
des jeweiligen Schulorts, für alles, was die Kinder an Freuden und Nöten, insbesondere aber
an "Sprachlichem", an ihn herantrugen. - Von Buchen ging es dann für fünf Jahre nach
Mannheim-Freudenheim. Es waren schlimme Jahre der Arbeitslosigkeit, der Inflation und des
Massenelends, vor allem in den Großstädten. Die Väter fast aller Kinder seiner Klasse waren
arbeitslos. In der Großstadt, wie später auch an ländlichen Schulorten, zeigte der Lehrer Gäng
viel Herz und Zuwendung für die Kinder ärmerer Eltern und tat alles, gerade diese zu fördern.
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