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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 141
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Wie es daheim stand, stellte er durch einfache Fragen fest. So wollte er einmal von den
Schulkindern wissen, wer des nachts ein Nachthemd trug. "Ihr andern schlaft aber auch gut!"
sagte er dann tröstend zu denen, die in dem Hemd schliefen, das sie auch tagsüber anhatten. -
Allmählich gelang es Gang, vom Unterland dem badischen Oberland näherzukommen:
Rastatt. Haslach im Kinzigtal und das Dorf Grafenhausen südlich Lahr waren weitere Stationen
seines Weges in "d'Haimet".

Zum Schuljahr 1937/38 war Richard Gang nach Herbolzheim im nördlichen Breisgau
versetzt worden. Dabei wäre er gerade jetzt dienstlich gern in der Breisgaumetropole gewesen,
da er in der Freiburger Jensenstraße mit dem Bau eines Hauses begonnen hatte. - Das Städtchen
Herbolzheim liegt 30 km nördlich von Freiburg: verkehrsmäßig waren dies für den Personenzug
elf Stationen, und der Personenzug war das Hauptverkehrsmittel damals. Herbolzheim galt
als Hauptort der badischen Tabakindustrie. Die größte der drei Herbolzheimer Zigarrenfabriken,
die Firma Arnold Schindler, beschäftigte im Stammwerk und zahlreichen Filialen über 5000
Arbeiter und Arbeitnehmerinnen, viele davon in Heimarbeit. Da niedrige Löhne gezahlt
wurden, betätigten sich fast alle Herbolzheimer Zigarrenarbeiter an den Feierabenden und
Samstagnachmittagen noch als kleine Landwirte und Weinbauern, wobei auch die Schulkinder
nach Kräften mithelfen mußten. So bestimmten neben den großen Festen des christlichen
Kalenders auch die Erfordernisse der Landw irtschaft den Ablauf des Schuljahres: es gab
Heu-. Ernte-. Kartoffel- und Herbstferien. Der Lyriker Richard Gäng verband die Beobachtung
bäuerlichen Lebens in den Jahreszeiten - heute eine versunkene Welt! - mit dem Werden und
Vergehen in Feld und Flur meisterhaft mit metaphysischen Betrachtungen. So vor allem im
Zyklus " 's Johr vo de Alimanne" in seinem zweiten Gedichtband "De Sunntigmorge":

Jänner:

"... de Bur spilt Zego. nümmt en Brännts..."
März:

Wie schnufet Berg und Felder Iis,
's Schneeglöckli tönt si süeßi Wis.
De Bur hät alli Händ voll ztue:
er schafft im Feld mit Stier und Chue.
er sticklet d'Rebe. bindets uf
und biegt en stolze Boge druf.

Dezember:

E jedes Johr hät mol en End.
und jede stirbt mit leere Händ.

Da er nicht nach Herbolzheim umzog, konnte man den Lehrer Gäng dort an Werktagen
zweimal durch die mit Kastanien bestandene Eisenbahnstrasse gehen sehen: vom Bahnhof zum
Schulhaus am frühen Morgen, den umgekehrten Weg dann am Nachmittag oder Abend. Die
Stationen der täglichen Bahnfahrten ließ er seine Schulkinder auswendig lernen: Herdern-
Zähringen-Gundelfingen-Kollmarsreute-Ernrnendingen-Teningen-Köndringen-Riegel-Ken-
zingen-Herbolzheim und ebenso rückwärts nach Freiburg. Es war dies eine einfache, aber
nützliche Methode zur Erlangung erster Ortskenntnisse im nördlichen Breisgau.

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