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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 143
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Abb. 2: Richard Gang im Jahre 1950

eigengeprägtesten. bedeutendsten Vertretern der nach Hebels Vorbild weiterblühenden alemannischen
Mundart" zählt.

In Richard Gangs Herbolzheimer Klasse des Schuljahres 1937/38 war auch Lulu. ein Sinti-
Junge, dessen Sippe in einer großen Scheune wohnte und mit Alteisen und Metallen handelte.
Dies. Lulus dunkle Haut-und Haarfarbe und seine dürftige Kleidung- bis tief in den Nov ember
ging er barfuß- führten zu seiner Isolierung, so daß er meist allein in der Zweierbank saß. Völlig
ausgegrenzt aber war Lulu nicht, denn viele Jungen brauchten ihn. Die großen Haufen
Altmetalle, welche Lulus Sippe zusammentrug und vor der Wohnscheune stapelte, enthielten
nämlich auch Blei, das wir Jungen zum Gießen von Bleisoldaten benötigten. Lulu war der
Bleilieferant an der Schule: unser Weg zur Aufstellung einer Armee Bleisoldaten führte nur
über ihn. Leider war Lulu sich seines Blei-Monopols auch bewußt: bei den Geschäften, die im
Schulhof oder auch im Klassenzimmer abgeschlossen wurden, wollte er keine Nüsse. Pfirsiche
oder Trauben sehen, sondern "Gold"! Denn auch Geld war für ihn begehrtes Metall, eben
"Gold".

Bald nach dem "Heldengedenktag" 1937 war nun Lulu in Verdacht geraten, am Kriegerdenkmal
Blumen entwendet zu haben. In der Schule sollte er dafür bestraft werden, durch
Karzer, körperliche Züchtigung oder beides zusammen. Die körperliche Züchtigung wurde mit
dem Meerrohr verabfolgt, durch "Tatzen" in die Hände oder Schläge aufs Gesäß. Von den
"Tatzen" waren jene am meisten gefürchtet, die gezielt auf die Kuppen der drei Mittelfinger

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