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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 147
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0149
Es muß und mußte sie geben, diese Verkünder einer noch 'Heilen Welt', einer derart
vaterländischen Gesinnung, einer so reichgeschmückten Adjektivkulissenbühne: eine Welt
weniger der Symbole als der Allegorien. Und zu Recht fragt man sich, für wen solche Dichter
ihre Gedichte geschrieben haben? Eher für die Fürsten und Vorgesetzten als für die Zeitgenossen
, d.h. die Mitbürger, die Mitbedrängten, die Mit-sich-Freuenden? Man wird aufs erste nicht
so recht klug daraus, hat jedoch von vornherein zu berücksichtigen, daß gerade der damalige
alltägliche Mensch keinesfalls von 'höherer Lyrik' umstellt war. vielmehr nahm er (notgedrungen
?) zu den (längst verflachten?) Volksliedern seine Zuflucht - und er hat sich bestimmt
angesprochen gefühlt, wenn ihm (angesehene) Zeitgenossen etwas 'Schönes' zu sagen hatten.
Bedenke man. in welch noch insgesamt dürftigem Zustand das seinerzeitige Schulwesen und
auch die Kunst- und Buchkultur staken, und mit welch für die heutige Zeit primitiven Mitteln
künstlerisches Empfinden, auch wenn es mehr oder weniger ins Kitschige ausschlug, geweckt
werden konnte! Die Abgegriffenheit der Bilder hielt sich noch in Grenzen, die Spontaneität w ar
größtenteil noch echte Naivität.

Wir sagten Zeitzeugnis und ermessen nach der Einblicknahme in derartige Verse erst die
Außerordentlichkeit eines Hebels und sogar die größere Naivität eines S.F. Sauters oder eines
K.Ch.G. Nadlers, um einmal im badischen Raum zu bleiben. Zudem: wir haben H.H. nicht
seiner Eigenheiten und Eigenartigkeiten wegen gewählt, sondern um ein Beispiel eben jener
Jahre zwischen Freiheitskriegen und 48/49er Revolution, zwischen Napoleonsjahren und
Biedermeieransätzen in der Breite, nicht in der Höhe oder Tiefe zu geben. Denn ohne den
Durchschnitt aufzuzeigen, hält es schwer, die Schöpfungen echter Kunst und Literatur richtig
einzuschätzen und gebührend zu w ürdigen. Wir brauchen auf'Lyriker' wie H.H. nicht stolz zu
sein, aber wir dürfen uns ihrer in der Entwicklung des Ganzen auch nicht schämen.

In Ergänzung: den 'Oeftering' (= Geschichte der Literatur in Baden', in unserem Fall TL Teil
Von Hebel bis Scheffel'. Karlsruhe 1937) sollte man trotz allen Vorbehalten - eben wegen
seiner unentwegten Monopolstellung - immerhin beiziehen. H.H. findet sich (in einem eigenen
Absatz) als bescheidenes und liebenswürdiges Talent eingerückt: daß sich in ihm bzw. in seinen
Werken "klassizistische und romantische Elemente mischen", möchte man allerdings anzweifeln
oder doch als zu literaturgeschichtswürdig bzw. - hochstaplerisch empfinden. Doch dafür
gibt es hier einige zusätzliche Fakten, so etwa, daß die o.e. 5 Hefte Liebeslieder zu je 3 Groschen
(nach heutigem Wert ca. DM 3.- [ 1 Groschen galt 3 Kreuzer]) gehandelt wurden, oder daß anno
1842 die seinerzeitige 'Freiburger Zeitung' in einer Beilage abgedruckt hat (21 Liebeslieder -
ein 'Marktgeschenk' war der ursprüngliche Untertitel der Hefte). Sein Vater war zu einem
Zeitpunkt, als H.H. selbst noch ein Kind war. an den Kaiserstuhl nach Ihringen versetzt worden,
später verbrachte H.H. etliche Jahre bei seinem Onkel, dem elsässischen Dichter und Schriftsteller
Konrad Pfeffel (1736 - 1809) in Kolmar, wo - laut Oeftering - das "poetische Gefühl" des
Heranwachsenden "gestärkt wurde": mit 16 Jahren wurde H.H. "Schreiber im Hanauerland",
um hernach den Sprung nach der Heidelberger Universität zu bewerkstelligen. - Inwieweit das
'Ludwigslied', später von einem J.N. Hug v ertont, "schlechthin zum 'Lied v on Baden' [Vorläufer
des Badnerland-Liedes?] geformt wurde", mag offenbleiben (sein endgültiger Text wurde
von H. Funck in der Karlsruher 'Pyramide' [23.10.1921) nochmals v eröffentlicht). - Ob der hier
publizierte Beitrag über 'H.H. aus Hasel' eine letzte Wiederaufnahme und quasi Ehrenrettung
darstellt, möge so oder so dahingestellt bleiben, doch immerhin sollte es eher als eine Dreingabe
denn als eine bloße Pflichtübung gewertet werden.

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