Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 179
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Scherer hielt sich mehrmals auf Einladung Kirchners in Davos auf: er arbeitet unter dessen
Auftrag, zeichnet besonders intensiv, malt im Freien und befaßt sich mit Holzschnittechnik. Es
entstehen dort aber auch aus Baumstämmen geschlagene und bearbeitete Holz-Skulpturen, für
den Steinbildhauer wohl in einem neuen Material, das er aber bald, auch zu Kirchners
Erstaunen, mit handwerklicher Kunstfertigkeit beherrschte. Trotz zuweilen überbetonter
Verwandtschaft zu Kirchners Schaffen darf Scherers Eigenständigkeit nicht mehr übersehen
werden. Dem Schweizer Kunsthistoriker Martin Schwander verdanken wir reichhaltige
Untersuchungen, so auch einen informativen Katalog zu den Plastik-Ausstellungen in Stuttgart
und Zürich 1988/89.

Scherers zentrale Themen, die im Ungreifbaren schwebende Beziehung zwischen Mann und
Frau, von Mutter und Kind, das den unbehausten Menschen in harter Wirklichkeit bedrängende
Leiden, verbunden mit seiner Lebensangst und Einsamkeit, sucht er in der zusätzlich stark
akzentuiert bemalten Skulptur auszudrücken: elementar und expressiv sowie von suggestiver
Wirkung und wie es Kirchner einmal empfand, von "künstlerischer Unbestechlichkeit". Es sei
hier nur an eines seiner Hauptwerke, die Figurengruppe "Totenklage", gedacht. So steigert sich
auch im Bann der Malerei die Glut der Farben im Porträt, in den Davoser Berglandschaften oder
bei den malerischen Landschafts-Formationen im Tessin. Notiert doch Kirchner im Davoser
Tagebuch: "Man weiß heute, daß die Malerei nicht die Aufgabe hat. die Natur zu kopieren":
es geht also jetzt in der Kunst um "das Herausarbeiten des Charakters mit Form und Farbe". Wie
im Plastischen prägen Spuren solcher Ausdruckszwänge auch die Bildinhalte der Holzschnitte,
äußerst konzentriert reflektierend im Schwarz-Weiß-Kontrast, so zum Beispiel in den Folgen
zu Dostojewskijs "Raskolnikow" und Brechts "Der große Baal".

Abb. 2: Das Geburtshaus des Künstlers in Riimmingen. Foto: Berthold Hemel

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