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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 193
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0195
Bücher und Zeitschriften

Zur Hansjakob-Edition.
Waldkircher Verlag 1987ff.

Es braucht keiner Definition, denn der Editionsbegriff ist über die verlegerischen und buchhändlerischen
, die germanistischen und literarkritischen Kreise längst hinausgedrungen und Allgemeingut eines
jeden emsthaften Lesers geworden. Daß prinzipiell zwischen den textkritischen und den Leseausgaben
unterschieden w ird. mit wissenschaftlichem Apparat oder nur mit Anmerkungen, sei am Rande vermerkt.
Das Edieren ist das Herausgeben "insbes. für die Neuausgabe älterer, klassischer Werke" (so K. Hiller in
seinem "Wörterbuch des Buches", erstmals 1967) - und darum geht es etwa auch bei der Neuherausgabe
eines Gros von Heinrich Hansjakobs Werken. Wir betonen "eines Gros" - und haben es bewußt wie bei
zahlreichen heutigen "Auswahl-" bzw. "Lese-Ausgaben" mit keiner Gesamtausgabe zu tun: abgesehen
einmal vom allzu großen finanziellen Aufwand hätte es wenig Sinn, den gesamten "Hansjakob" mitsamt
seinen historischen Erzählungen, seinen Predigtwerken und seinen zum Teil anonym erschienenen
zeitgenössischen Flugschriften usw. zu edieren - vielmehr galt es, die eindeutig interessantesten und besten
Publikationen in modemer Form und mit entsprechenden Einführungen bzw. Nachworten, auch Anmerkungen
, wo unbedingt zum heutigen Verständnis nötig, herauszugeben, denn mit den antiquarisch
dann und wann angebotenen Bänden ist es nicht getan.

Zugegeben, es lag ursprünglich kein Editionsplan vor, allenfalls daß man Prioritäten zu setzen gedachte.
Man mußte, zumal es sich um keine subventionierte Ausgabe handeln konnte (die staatlichen Instanzen
sehen ihn zu konfessionell und die kirchlichen Instanzen zu liberal!), einige Versuche inszenieren, freilich
so. daß man jederzeit bei einiger Resonanz aus der begonnenen Igelstellung erweitern und "aufrollen"
konnte.

Es wurde keinesfalls mit den allbekannten und herkömmlichen Erzählungen begonnen, vielmehr
bemühte man sich um die Reisebücher und hemach um die Tagebücher, weil sie sowohl einmalige
Zeitzeugnisse als auch kritische Dokumentationen vorstellen. Nach und nach kamen auch einige Bände
Sekundärliteratur hinzu, und weitere "Gruppen" bildeten größere und kleinere Erzählbände, die man
seinerzeit, von der bloßen "Volksschriftstellerei" verstellt, zu w enig beachtet hatte. Freilich ging man trotz
aller nötigen Gruppenbildung davon aus, daß ein jeder Band der Neuherausgabe auch sein "Eigenleben"
führen sollte, ergo in jedem Band die Lebens- und Werkdaten, in jeder Gruppe einige Passagen des
nämlichen Vor- oder Nachworts, ggf. auch dieselben oder doch verwandte Anmerkungen über dieselben
oder ähnliche Motivationen in verschiedenen Bänden.

Man möchte es einmal so formulieren: ein jeder Autor braucht seine ihm angemessene Edition. Gewiß
könnte man zumindest einem Teil des Hansjakobschen Oeuvres auch Fußnoten und Auflagevarianten.
Textkritisches und Konkordanzen - um einmal ganz hoch zu greifen - ä la Goethe oder Hölderlin
beigesellen, doch, abgesehen davon dergleichen einen stattlichen Preisauftrieb nach sich zöge, läge es
keineswegs im Sinne Hansjakobs, diese Lektüre zu erschweren und damit das Wirkungsfeld eines
Volksschriftstellers (der er letztlich doch bleibt) zu schmälern.

Das beabsichtigten allerdings auch die seinerzeitigen vom Verlag Bonz veranstalteten "Volksausgaben
", die sowohl Zusammengehöriges als auch Zusammengestelltes in ihre zwar preiswerten, doch
uniformlangweiligen Bände (Vorläufer heutiger Taschenbuchausgaben) hineinpreßten (was insofern
besonders schmerzlich ist, weil man zuvor die hübsch illustrierten und in jeder Hinsicht geschmackvollen
Einzelbände ediert harte). Zudem hat Hansjakob zu jenen Autoren gehört, die zeit ihres Lebens keine
Gesamtausgabe erleben durften. In etwa das Gegenteil von Goethes Bemühungen um eine "Ausgabe letzter
Hand" bzw. so vieler Dichter und Schriftsteller Bestreben um ihre "Sämmtlichen Werke" u.ä. Nachgerade
hat man das Gefühl, daß es Hansjakob unentw egt zu Neuem drängte und er schon jede bloße Neuauflage
als ein Abgehaltensein von künftigen Bänden betrachtete (und auch Ausw ahlbände usw. schätzte er wenig,
das Beispiel des Bändchens "Im Schwarzwald" (neu 1988) gibt ein beredtes Zeugnis hiervon).

Doch galt es nicht, sozusagen die Rosinen zugunsten des Verlegergewinns herauszuholen. Als
Richtschnur wurden vielmehr literarische und kulturgeschichtliche Werte. Originalität und Landeskunde,
auch Geistreiches und Kritisches empfunden. Gewissermaßen ein Organismus, der da heranwuchs.

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