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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 31
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0033
wollen kämpfen und sterben für unser Recht und unsere Freiheit'. Niemand schien
am Erfolg dieser Erhebung zu zweifeln. Selbst die Frauen und Jungfrauen, in ihrer
Freude über die sittliche Erhebung des Volkes, vergaßen die Abwesenheit ihrer
Männer, Geliebten und Brüder und erklärten, sie wären gerne von ihrem Liebsten
getrennt, wenn nur ihre so lange und sehnlichst gehegten Wünsche über das Erringen
der Republik erfüllt würden [...]". Diese Stimmung schlug aber schon bald
um. Wenige Seiten weiter berichtet Thielmann kritisch:

..Doch manche Führer machten große Fehler [...]. Mit ihrer Anmaßung (gemeint
sind die republikanischen Führer <P.H>) brachten sie es dahin, daß die gemäßigten
Republikaner bald alle Lust und Liebe an der Sache verloren. In Schliengen erhielt
ich den ersten Beweis davon. Bei meiner Ankunft in diesem Orte zeigte mir der
Bürgermeister ein an ihn von Battermann, als Munitions-Commissär, aus dem
Hauptquartier Müllheim angelangtes Requisitorium behufs der Aushebung der
Wehrmannschaft, das in einem unbeholfenen anmaßenden Styl abgefaßt war und den
Bewohnern von Schliengen zum Vorwande diente, den Zuzug zu verweigern und
ihre Feigheit zu bemänteln. Hier erfuhr ich auch durch einen Augenzeugen genauen
Bericht über das am Nachmittag stattgefundene Treffen bei Staufen [...]".

Die Freischaren zogen über Müllheim nach Staufen, wo das letzte Gefecht dieses
zweiten Aufstandes stattfand. Der sogenannte Struveputsch endete dort am 24. September
. Struve und Blind wurden einen Tag später in Wehr verhaftet. Danach sind
sie mit anderen Freischärlern über Eimeidingen nach Schliengen transportiert worden
und von dort in der Nacht in das Hauptquartier nach Müllheim. So ging auch die
zweite Erhebung mit der Niederschlagung durch Regierungstruppen zu Ende.

Es folgten wie bei der ersten Erhebung wieder Militäreinquartierungen. Diese
stellten eine große Belastung für die Gemeinde dar. Im November 1848 mußte der
Gemeinde Schliengen als der einzigen im Kreis Müllheim wegen Bedürftigkeit ein
Vorschuß gewährt werden. Am l. Dezember 1848 erfolgte eine Jammereingabe,
in der Schliengen die großen Einquartierungen beklagte: für 1848 waren es bis
zum Tag der Eingabe insgesamt 42000 Einquartierungen. Diese stellten für jeden
privaten Haushalt einen Mehraufwand dar. Schließlich mußte das Essen zubereitet
werden. Wenn auch die Kosten für die Nahrung bezahlt wurden, so ist doch nicht
zu übersehen, daß sich die durch die Einquartierungen entstandene Wohnungssituation
verschlechterte.

Die Bevölkerung war aufgewühlt, wenn nicht gar gespalten in Revolutionsanhänger
und regierungstreue Bürger. In einer Beschwerdeschrift eines Schlienge-
ners an das Rüggericht wurde verlangt, daß Gendarm Reck von seinem Dienste
entfernt werde, ebenso der Bürgermeister. Das Bezirksamt antwortete: „Gendarm
Reck hat immer seine Pflicht erfüllt. Sicher wäre es den Urhebern der Beschwerdeschrift
ganz recht, wenn er mehr Sympathien für die Hochrufe auf Hecker und
Struve u. dgl. an den Tag gelegt hätte". Als im März 1849 die Verhandlungen
gegen Struve und Blind begannen, nahm die Bevölkerung regen Anteil am Geschehen
. Aus Schliengen wohnte Anton Tröndle als Geschworener der Verhandlung
bei. Beide Revolutionäre wurden mit Zuchthaus bestraft.

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