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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 32
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0034
Die dritte Erhebung: Mai bis Juli 1849

Die dritte Aufstandsbewegung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Soldaten
sich erhoben, so in Rastatt. Dort bestand die Besatzung fast nur aus badischen
Soldaten. Auch in anderen Orten gab es Soldatenversammlungen wie in Lörrach
und Freiburg. Überall im Land waren Symptome der Auflösung feststellbar, offener
Ungehorsam, Trunkenheit, Zuchtlosigkeit.

In Offenburg wurde am 13. Mai bei der allgemeinen Landes-Volksversammlung
das radikalste Programm der Revolution verabschiedet. Die Versammlungsteilnehmer
trugen den Aufstand in alle Teile Badens. In Karlsruhe kam
es zum Soldatenaufstand. Dies veranlaßte den Großherzog, aus Karlsruhe zu
fliehen. Die Regierung übernahm der Landesausschuß der Volksvereine und
seine Exekutivkommission. Der Großherzog versuchte, mit preußischer Hilfe
die Revolutionäre zu entmachten. Von der Pfalz her drangen die preußischen
Truppen nach Baden vor, so daß bis Mitte Juli außer der Festung Rastatt ganz
Baden von Truppen besetzt war und die Aufständischen zumeist in die Schweiz
flüchteten.

Von der dritten Erhebung wurde Schliengen nur am Rande berührt, weshalb
keine aufständischen Aktivitäten nachweisbar sind. Aus den Quellen wird aber die
Militäreinquartierung beklagt. In der Zeit vom 13. Juli bis 7. Oktober 1849 hatte
Schliengen mehrere hundert Mann zu beherbergen, die einen oder mehrere Tage
blieben. 280 Soldaten und Offiziere hielten sich in dieser Zeit länger als 13 Tage
hier auf. Für die Gemeinde bedeutete dies ein enormer Aufwand. Ein Offizier
verbrauchte Verpflegung im Wert von 1 Gulden pro Tag, für den einfachen Soldaten
gab es Verpflegung für 15 Kreuzer. Hafer, Heu (für die Pferde), Licht, Holz
sowie die Verpflegung kranker Soldaten, Verwahrung der Kriegsgefangenen, Militärfuhren
und Kriegsoperationsschäden sind in der Kostenrechnung für den Maiaufstand
in Schliengen zu verzeichnen. Insgesamt sind im obengenannten Zeitraum
Gesamtkosten von 3138 Gulden und 45 Kreuzern entstanden. Diese wurden
von der Großherzoglich Badischen Ausgleichskommission erst Jahre später beglichen
. So findet sich ein Beleg vom 27. November 1856 über den Erhalt von 1187
Gulden und 32 Kreuzern. Die Kosten selbst wurden zum Teil durch Geldaufnahme
gedeckt. Der Wirt der „Kalten Herberge" wird in den Akten als Geldgeber
genannt. Er hatte der Gemeinde 1500 Gulden geliehen. Als Pfand wurde der
Badische Hof (heute: Gebäude neben der Post), das Schulhaus mit Scheuer, Stall
und Schweinestall angegeben.

Nach der Niederwerfung der dritten Erhebung herrschte Kriegszustand. Von
Mitte Juli 1849 bis Jahresende gab es in Schliengen keinen Jagdpächter, da niemand
ein Gewehr tragen oder in Besitz haben durfte. Wegen des Maiaufstandes
mußten sämtliche Gewehre abgeliefert werden. Noch 1851, als der in Schliengen
lebende Arzt David einen Waffenschein beantragte, wurde dies mit der Begründung
abgelehnt, „daß sein Verhalten während der Revolution nicht gestatte ihm
einen Waffenschein zu bewilligen" (siehe Abbildung).

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