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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 41
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0043
Nur die Rede eines Ökonomierats aus Müllheim war weniger braun gefärbt. Er
sprach über die Bedeutung des Bauernstandes, doch sah auch er sich am Schluß
seiner Ansprache zu dem obligatorischen „Sieg Heil'* veranlaßt.

Am deutlichsten aber kommen die Hoffnung und die Begeisterung, die damals
in vielen Menschen vorhanden waren, in einem Gedicht zum Ausdruck, das von
einem Obereggener verfaßt und beim Erntedankfest vorgetragen wurde:

Ernte- und Dankfest 1933.

Ernte- und Dankfest feiern wir heut
wie wir's gewohnt sind seit alter Zeit,
daß am Schluß des vergangenen Erntejahr
wir unserem Herrgott danken an seinem Altar.

Wir pflügen den Acker, wir bauen das Land

mit dem Schweiß auf der Stirn mit schwieliger Hand;

wir säet\ das Korn, und ernten die Saat,

denn niemand soll hungern in unserem Staat.

Wir bergen das Futter, wir pflanzen den Wein,
doch der Herr gibt den Segen, er gibt das Gedeih 'n,
er schickt uns die Sonne, den Regen, den Wind,
er sorgt für uns Menschen wie eine Mutter fürs Kind.

Drum woll'n wir vor allem, liebwerte Gast
ihm danken an diesem Erntefest.

Ernte- und Dankfest feiern wir heut.

warum denn? - und noch mit so vielen Leut?

Wer hat die Werbetrommel gerührt?

Wer hat den Städter zum Bauern geführt?

Wer hat ihm die Erkenntnis gegeben,

daß der Bauer sei Träger von allem Leben!

Er weiß nun, was er uns schuldig ist;

er weiß, daß alles das, was er ißt

nur wurde geboren in zähestem Fleiß,

erschafft und erschunden in Bauern-Schweiß.

Doch das wurde von vielen nicht anerkannt,

wir wurden gar oft als - Esel genannt.

Die alte Regierung sagt's uns ins Gesicht:

Dich, dummer Dreckbauer, nein, dich brauchen wir nicht,

denn ausländische Mühlen sollen uns mahlen.

Du aber! Du sollst die Steuern bezahlen.

Da schickt uns der Herr in den bittersten Not

einen Mann, der kündet der Meute Tod.

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