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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 69
(PDF, 32 MB)
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Glauben geschändet, der früher im Orient stark und groß war - als ganz Asien, das
Land der Mauren und Afrika noch gläubig waren. Jetzt gibt es dort kein Christentum
mehr. Sogar einem harten Stein täte der Verlust weh. den wir in Kleinasien und
Griechenland (das man jetzt die Großtürkei nennt) erlitten haben. Niemand auf der
Welt hätte es für möglich gehalten, daß all diese Gebiete verloren gehen könnten.

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Darüber hinaus hat man in Europa seither in kurzer Zeit noch mehr verloren: zwei
Kaiser- und viele Königreiche, außerdem viele mächtige Länder und Städte wie zum
Beispie! Konstantinopel und Trapezunt. Die folgenden Länder kennt alle Welt:
Achaia, Aetolia, Böotien, Thessalien. Thrakien, Mazedonien, Mysia und Anika, auch
Tribulos und Scordiscos, Bastarnas und Tauricos, Euböa, Nigrapont genannt, sowie
Pera. Kaffa und Idront.

Nicht zu reden vom Schaden und Verlust, den wir sonst noch erlitten haben: auf der
Halbinsel Peleponnes und in Dalmatien. in der Steiermark, Kärnten und Kroatien, in
Ungarn und in Slowenien. Jetzt sind die Türken so stark, daß ihnen nicht nur das
Meer, sondern auch die Donau gehört. Überall brechen sie ein. Viele Bistümer und
Kirchen werden geschändet. Heute greif der Türke Apulien an, morgen Sizilien und
das angrenzende Italien! Bald könnte er nach Rom kommen und dann in die
Lombardei und nach Frankreich. Der Feind ist nah! Und doch wollen alle schlafend
sterben. Der Wolf ist schon im Stall und raubt der heiligen Kirche Schafe, während
der Hirte im Schlaf liegt.

IV

Die Römische Kirche hatte vier Schwestern: die Patriarchenstädte Konstantinopel,
Alexandria, Jerusalem und Antiochia. Diese sind der Römischen Kirche völlig geraubt
worden. Jetzt könnte auch bald dem Haupt selbst - Rom - Gefahr drohen!

Wir Sünder sind schuld daran. Keiner von uns hat mit dem anderen Geduld, empfindet
Mitleid oder hilft in der Not. Im Gegenteil: Jeder will, daß die Not des anderen noch
größer werde. Es wird uns noch gehen wie den Ochsen, die sich einander nur gleichgültig
ansahen, bis der Wolf sie alle zerriß, - und der letzte Ochse verblutete.

Jeder greift jetzt mit seiner Hand an seine Mauer, um zu spüren, ob sie noch kalt
ist. anstatt daran zu denken, das Feuer auszulöschen, bev o res sein Haus erreicht.
Danach bleiben für ihn nur noch großes Leid und späte Reue. Zwietracht und
Ungehorsam zerstören den christlichen Glauben. Grundlos vergießt man Christenblut
. Niemand bemerkt, wie nah die Gefahr schon ist. Jeder glaubt noch, frei bleiben
zu können, bis das Unglück vor seine Tür kommt. Dann erst steckt er den Kopf heraus
und sieht: Die Türen Europas sind offen. Überall lauert der Feind, der weder schläft
noch ruht. Es dürstet ihn nur nach Christenblut.

V

O Rom, als du von Königen regiert wurdest, da warst du lange Zeit leibeigen. Als
dich dann das Volk regierte, wurdest du zur Freiheit geführt. Doch als verschwendete

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