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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 92
(PDF, 32 MB)
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des Suchens, eine Überprüfung der Aussagen auf ihre Brauchbarkeit für die aktuellen
Problemstellungen, das Bemühen, die Entwicklungen in ihrer Zeitbedingtheit
und in ihrer überzeitlichen Botschaft zu verstehen. Die großen, aus dem Untergrund
auftauchenden überlebenden Künstler mit ihrem hohen Anspruch standen
neben den jungen Lernenden, die deren Anspruch zum Teil nicht mehr anerkennen
wollten oder konnten, zum Teil aber auch von der Meisterschaft der einst Verfemten
lernten.

Paul Ibenthaler fand sich mitten in diesem Prozeß wieder, nachdem der Ausbruch
des Krieges seine künstlerischen Pläne auf Ungewisse Zeit verschoben hatte.
Doch im Kriegseinsatz in Paris hatte er das Glück, diese Pläne wieder vorantreiben
zu können. Die deutsche Propaganda ließ dies zu. denn sie profitierte von dem
Image der auf dem Montmartre oder in den Akademien malenden und übenden
Soldaten, die das Feindbild korrigieren halfen. Für Ibenthaler wurde vor allem das
Studium an der privaten Academie de la Grande Chaumiere am Montparnasse von
nachhaltiger Bedeutung, dem Institut, an dem viele der Impressionisten und der
großen Wegbereiter der Moderne gelernt hatten. Figur- und Aktzeichnen wurde
hier bis zur möglichen Perfektion vermittelt.

Nach seiner Heimkehr aus dem Krieg verfolgte Ibenthaler autodidaktisch seine
weitere künstlerische Ausbildung. Für ein Sich-Fügen in die Ausbildungslehre
eines Akademiebetriebs - wie sie vorerst auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht
möglich war - schienen die eigenen Erfahrungen schon zu weit gediehen, und die
Ergebnisse gaben ihm recht. Die Namen Haller. Hübner und Ibenthaler sind dem
Autor als Konstellation seiner eigenen ersten Begegnung mit der deutschen Nachkriegskunst
in einer Ausstellung in Lörrach in guter Erinnerung. Es war zunächst
die Auseinandersetzung mit dem Expressionismus, die unter den Nägeln brannte.
Man wollte nicht davon erzählen, was man erfahren hatte, man wollte es herausschreien
mit einer Heftigkeit, die dem vorausgegangenen Erleben entsprach. Nach
den Turbulenzen der ersten Nachkriegsjahre haben sich dann Strömungen etabliert
, vor allem in der gegenstandslosen Kunst, die vieles in ihrem Sog zusammenfaßten
. Es gab den Tachismus, das Informell, das Hard edge. op- und pop-art,
neue Abstraktionen und neue Figurationen. Ibenthaler schloß sich keiner dieser
Richtungen an. Er ist damit auch nur schwer einzuordnen, es sei denn als Außenseiter
, und dies in großer Vielseitigkeit: als Zeichner. Maler, Glasbildschöpfer.
Bildhauer und Bildschnitzer, und dies auch in thematischer Vielfalt: im Bereich
religiöser wie profaner Kunst mit den großen Schwerpunkten Porträt, Stilleben.
Akt. Landschaften. Wenn man diesem Werk gerecht werden will, muß man erkennen
und anerkennen, daß es sich keiner Zeitströmung verpflichtet fühlt und doch
zeitgemäß ist, weil sein Schwerpunkt ein Anliegen ist. dem keine Zeit sich versagen
darf: den Menschen - seinen Lebensraum, seine Situation, seine Dinge - zu
beobachten, zu erkennen und zu deuten. Menschlichkeit auch als künstlerisches
Anliegen, als Aufgabe und Ziel allen Schaffens.

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