http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0126
29. April 1886 unter Beteiligung des Deutschen Arbeitervereins und der Deutschen
Sozialdemokratischen Mitgliedschaft gegründeten zweiten Basler Arbeiterbundes
, unter dessen Dach die zahlreichen Arbeiterorganisationen der Stadt allmählich
zusammenfanden. Erste Aktion des Arbeiterbundes war im August 1886
die Gründung des "Basler Arbeiterfreunds", des späteren "Basler Vorwärts". Noch
im selben Jahr wurde Wullschleger als erster Sozialdemokrat in den Großen Rat
gewählt9'. In den folgenden Jahren konnte die Basler SP ihre Stimmenzahl stetig
steigern. Bereits 1896 nahm sie den dritten Platz unter den Basler Parteien ein.
1908 stieg sie dann zur stärksten Partei auf - eine Position, die sie bis heute
innehatm.
Diese deutliche Aufwärtsentwicklung blieb auf der badischen Seite bis Ende der
1880er Jahre zunächst ohne Widerhall. Trotz aller Unterstützung gelang es der
SPD nicht, im Wahlkreis Lörrach/Müllheim einen sozialdemokratischen Wahlverein
zu bilden, so daß sich die Partei nicht an den Reichstagswahlen der Jahre 1881,
1884 und 1887 beteiligen konnte. Nach dem Fall des Sozialistengesetzes im Jahre
1890 nahm die südbadische SPD allerdings einen raschen Aufschwung, wobei
sich Lörrach zur regionalen Hochburg entwickelte. Dort konnte die Partei ihren
Wähleranteil bis zum Ersten Weltkrieg auf knapp 50 Prozent steigern und mit
ihrem Kandidaten Ernst Rösch seit 1905 das Landtagsmandat im Wahlkreis Lör-
rach/Stetten erringen. Innerhalb der badischen SPD galten die Lörracher Sozialdemokraten
zudem als wichtiger Teil des linken Parteiflügels, welcher der reformorientierten
Politik der Landespartei kritisch gegenüberstand. Auch kommunal
hatte die Partei Erfolge. 1904 gestanden ihr die bürgerlichen Mehrheitsparteien
mit der Wahl Johann Marquardts erstmals einen Sitz im Lörracher Stadtrat zu.
1906 rückte mit Friedrich Breitenfeld ein zweiter Sozialdemokrat in den Stadtrat
auf, womit Lörrach zu den wenigen Städten in Baden zählte, in denen die SPD vor
1918 Stadträte stellen konnte n'. Kurz vorher war auch der Basler SP mit der Wahl
Eugen Wullschlegers in den Regierungsrat im Jahre 1902 der Sprung in die kantonale
Exekutive gelungen. Ihm folgte 1910 sein Parteifreund Hermann Blocher,
womit die Sozialdemokraten immerhin zwei der sieben Regierungsräte stellten 12).
Ähnlich verlief die Entwicklung im Elsaß, wo sich die Arbeiterbewegung in den
1870er Jahren fester zu organisieren begann. Dabei verstand es die SPD, sich als
Protestpartei zu etablieren, wobei ihr zugute kam, daß sie sich 1871 gegen die
Annexion Elsaß-Lothringens durch das Deutsche Reich ausgesprochen hatte. Dies
führte dazu, daß die Partei lange Jahre relativ viele Stimmen aus radikaldemokratisch
-bürgerlichen Kreisen erhielt. Nach dem Fall des Sozialistengesetzes nahm
die SPD auch im Elsaß einen rasanten Aufschwung. Zwischen 1890 und 1893
konnte sie ihre Stimmenzahl verdreifachen - die höchste Steigerungsrate im gesamten
Kaiserreich. Sowohl in Mülhausen als auch Straßburg gewannen sozialdemokratische
Kandidaten 1893 das Reichstagsmandat, beide Städte entwickelten
sich zu den Zentren der Arbeiterbewegung im Elsaß. Kommunal gelang der SPD
allerdings nur in Mülhausen der Durchbruch. Hier nahm sie eine bedeutende Stellung
im Gemeinderat ein und konnte eine Reihe sozialer Forderungen in die Praxis
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