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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 125
(PDF, 32 MB)
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umsetzen. Bei den letzten Reichstagswahlen vor dem Ersten Weltkrieg erreichte
die SPD 1912 im Oberelsaß rund 32 Prozent der Stimmen, sie war damit wie im
gesamten Reich zur stärksten politischen Kraft aufgerückt. Der Kriegsausbruch
zerstörte die Bindungen zwischen deutschen und elsässischen Sozialdemokraten,
die eine immer stärkere profranzösische Haltung einnahmen. Im April 1915 lehnten
die Sozialdemokraten in der zweiten Kammer des elsässischen Landtages den
Etat ab. 1918 befürwortete kaum jemand ein Verbleiben bei Deutschland. Sozialdemokraten
, die wie der Reichstagsabgeordnete Hermann Wendel für Deutschland
optierten, blieb nichts anderes übrig, als ihre Heimat zu verlassen13

Doch noch einmal zurück ins Jahr 1890. Nach dem Ende des Sozialistengesetzes
löste sich die Deutsche Sozialdemokratische Mitgliedschaft in Basel auf und
verschmolz mit dem Deutschen Arbeiterverein, der im letzten Jahrzehnt des 19.
Jahrhunderts ebenfalls eine Blütezeit erlebte. Es entfaltete sich ein reges Vereinsleben
, wobei neben der Geselligkeit und der Aufnahme deutscher Wandergesellen
der sozialistischen Bildungsarbeit ein besonderer Stellenwert zukam. Mittelpunkt
aller Aktivitäten war das 1898 erworbene Vereinslokal "Rebhaus" an der Riehen-
torstraße 11 im Kleinbasel. Da der Deutsche Arbeiterverein auch Schweizer Arbeitern
offenstand, dürften viele Basler Sozialdemokraten hier ihre sozialistische
Schulung erhalten haben. Seine Bedeutung wird vielleicht dadurch treffend charakterisiert
, daß ihn der spätere Basler Nationalrat Friedrich Schneider einmal als
"Arbeiterhochschule" der Basler Arbeiterschaft vor dem Ersten Weltkrieg bezeichnet
hat14>. Vor allem der sogenannte Diskutierklub und die Speisegenossenschaft
zogen geistig aufgeschlossene Mitglieder der Basler Arbeiterbewegung an.
Im Diskutierklub fanden z.B. allein 1895 insgesamt 56 Diskussionsabende statt.
Die besten Referate wurden prämiert, zumeist mit dem "Kommunistischen Manifest
" von Karl Marx. Zudem gehörte der Deutsche Arbeiterverein - allerdings mit
einer längeren Unterbrechung von 1894 bis 1904 - auch dem damaligen Arbeiter-
bund Basel an. Gleichzeitig setzte er seine unter dem Sozialistengesetz begonnene
Hilfe für die südbadische und elsässische SPD fort, indem er die SPD weiterhin
bei der Wahlagitation zu den Reichs- und Landtagswahlen unterstützte. Symbolträchtige
Manifestation dieser Zusammenarbeit war im Oktober 1890 die feierliche
Rückgabe der Fahne der Lörracher Sozialdemokraten, welche sie dem Arbeiterverein
1879 kurze Zeit nach der Verhängung des Sozialistengesetzes zur sicheren
Aufbewahrung anvertraut hattenl5).

Ebenso wie sich die deutschen Arbeiter am gewerkschaftlichen und politischen
Leben in Basel beteiligten, war es vor 1914 selbstverständlich, daß Schweizer
Sozialdemokraten in Baden und im Elsaß aktiv waren. Als ein Gewährsmann dient
wiederum Friedrich Schneider, der in seinen unter dem Pseudonym Hieronymus
Roggenbach 1943 und 1959 erschienenen Erinnerungen lebhaft seinen Einsatz für
die badische SPD in Wahlkämpfen schilderte. Da die badischen Behörden wahlkämpfende
Schweizer nicht gerne sahen, steckten diese einfach den Militärpaß
eines deutschen Genossen ein - vor der Zeit des Paßfotos eine durchaus übliche
Methode. Über seinen Einsatz bei einer Landtagswahl schreibt Schneider: "Bei

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