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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 128
(PDF, 32 MB)
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sterung und die Bejahung der Kriegskredite durch die Reichstagsfraktionen der
SPD beeinträchtigte das bis anhin gute Einvernehmen mit den Schweizer Genossen
. Obwohl auch die SPS zunächst angesichts des Krieges die Verständigung mit
den dominierenden bürgerlichen Parteien suchte und den außerordentlichen Vollmachten
des Bundesrates ebenso zustimmte wie den Mobilmachungskrediten, war
die Mehrheit der Schweizer Sozialdemokraten auf Dauer nicht bereit, die Burgfriedenspolitik
der SPD zu akzeptieren. Der 4. August 1914 hinterließ bei vielen
ein tiefes Gefühl der Enttäuschung über die deutschen Genossen, das niemals ganz
weichen wollte. Allerdings war in Basel ein Teil der Sozialdemokratie eher
deutschfreundlich gesinnt, wobei in der Regel eine enge persönliche Verbindung
zu Deutschland den Ausschlag gab, stammten doch viele Parteimitglieder oder
ihre Eltern ursprünglich von dort 18\

Der Deutsche Arbeiterverein in Basel wurde durch den Ausbruch des Ersten
Weltkrieges schwer getroffen. Innerhalb weniger Monate verlor er die meisten
seiner Mitglieder. Ihre Zahl ging von 270 im Juni 1913 über 125 Ende 1914 auf
nur noch 74 Ende 1915 zurück. Diese zahlenmäßige Schwächung wurde noch
vom Vertrauensverlust übertroffen, den die anfängliche Kriegseuphorie des vormals
auf dem linken Flügel der Basler Arbeiterbewegung angesiedelten Vereins
bei vielen Schweizer Weggefährten auslöste. Obwohl die verbliebenen Mitglieder
des Arbeitervereins im Laufe des Jahres 1915 allmählich den Boden der Burgfriedenspolitik
verließen und sich kritischer zur deutschen Kriegspolitik bzw. der
Haltung der SPD-Mehrheit äußerten, führte er innerhalb der Basler Arbeiterbewegung
nur noch ein Schattendasein. Schon 1916 ging sein Vereinslokal, das "Rebhaus
", in den Besitz der Warteck-Brauerei über. Im Sommer 1918 konstituierten
sich die Reste des Arbeitervereins als Allgemeiner Arbeiterbildungsverein, womit
jeder politische Charakter verlorenging. Diesem Neubeginn war allerdings kein
Erfolg beschieden, denn Anfang der 1920er Jahre folgte die endgültige Auflösung19
'.

Am Kriegsende waren die Beziehungen zwischen deutschen und schweizerischen
Sozialdemokraten auf dem Nullpunkt angelangt. Die aus der Sicht vieler
Schweizer Genossen negative Politik der SPD in den Revolutionsmonaten 1918/
19 steigerte die Abneigung nochmals. Demgegenüber genoß die 1917 von der
SPD abgespaltene Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
große Sympathien:o'. Da sich die führenden Funktionäre der Lörracher SPD, die
vor 1914 auf dem linken Flügel der badischen SPD gestanden hatten. 1917/18
nicht der USPD anschlössen, dürfte der Kontakt zu den Basler Genossen schlecht
geblieben sein, obwohl sich die Lörracher SPD 1918/19 stark im dortigen Arbeiterrat
engagierte und wesentlich zum demokratischen Neuanfang nach dem Ersten
Weltkrieg beitrug2". Wir wissen allerdings wenig über die konkreten Beziehungen
, da entsprechende Quellen fehlen. Immerhin darf man vermuten, daß beide
Seiten vor allem durch die eigenen innenpolitischen Auseinandersetzungen in Anspruch
genommen wurden, denn die Jahre 1918/19 brachten nicht nur dem krisengeschüttelten
Deutschland, sondern auch der Schweiz schwere soziale Auseinan-

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