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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 20
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0022
Jungsteinzeit

Das Neolithikum, die Jungsteinzeit, ist die Periode, in der sich der Übergang vom
Nomadentum zum seßhaften Bauerntum vollzog, in der durch die Einführung von
Viehzucht und Ackerbau der Nahrungserwerb auf eine ganz neue, erheblich zuverlässigere
Grundlage gestellt wurde, in der sich der Mensch weitgehend unabhängig
machte vom Zufall des Findens und des Glücks auf der Jagd. So grundlegend waren
die Veränderungen dieser Zeit, daß der Archäologe von der neolithischen Revolution
spricht, um Ausmaß und Wirkung dieser Entwicklung zu kennzeichnen.

Diese Revolution wurde allerdings von außen in das hier besprochene Gebiet
hineingetragen. Ausgangspunkt war der vordere Orient, wo man schon Jahrtausende
früher begonnen hatte, Wildgras zu Getreide zu veredeln und Wildtiere zu domestizieren
. Zumindest der Anstoß für solche Entwicklungen kam offenbar durch wandernde
Gruppen. Auch im Markgräflerland muß man Neuankömmlinge vermuten,
wozu auch das sprunghafte Anwachsen der Fundstellen paßt, die häufig als dauerhafte
Siedlungsstellen interpretiert werden können. Allerdings fehlen, wie schon erwähnt
, weitgehend die Spuren der ältesten bäuerlichen Kultur, der sogenannten
Bandkeramik.

Erst im mittleren und jüngeren Neolithikum zeigte sich das Markgräflerland für
diese neue Kultur und Lebensform voll erschlossen, die ja nicht nur Seßhaftigkeit und
neues Wirtschaften bedeutete, sondern auch neue Techniken hervorbrachte: Herstellung
von Keramik in erster Linie, Schleifen und Durchbohren von Steingeräten, vor
allem der für das Roden der Wälder unentbehrlichen Steinbeile, dann auch die
Fertigung teilweise schon recht komplizierter Gewebe für die Bekleidung, das
Drehen von Schnüren und Seilen, das Rechten von Netzen für einen ertragreichen
Fischfang. Auch in dieser jüngeren Phase des Neolithikums fehlen im Untersuchungsgebiet
die „klassischen" Kulturen in einheitlicher Ausprägung. Vielmehr
ergibt sich, der nach allen Seiten geöffneten Landschaft entsprechend, ein von
verschiedenen Einflüssen, vor allem von der Schweiz und Frankreich her bestimmtes
Bild stark regionaler Ausprägung. Charakteristisch hierfür ist beispielsweise eine
Siedlung wie die vom Hagschutz bei Niedereggenenwo Keramik mit Hinweisen
auf die sogenannte Rössener wie auch auf die endneolithische Michelsberger Kultur
gefunden wurde (Abb. 11, A und B).

Typisch für Einflüsse aus dem Schweizer Gebiet, der dort verbreiteten Pfyner- und
Cortaillod-Kultur (so benannt nach wichtigen Fundorten) sind beispielsweise Äxte
wie die aus Tumringen oder Feuersteinbeile des Typs, wie eines von der Lücke bei
Lörrach vorliegt (Abb. 12) und die ihr Hauptverbreitungsgebiet in der Westschweiz
haben B). In die gleiche Richtung weist auch der Hirschhornbecher aus einem Grab an
der Kachelfluh bei Kleinkems (Abb. 13), dort, wo auch das schon erwähnte „älteste
Bergwerk" dieser Region gefunden wurde34', die Abbaustelle für die hier im oberen
Rauracien (Malm) eingelagerten Silexknollen (=Kieselsäurekonkretionen), die durch
Feuersetzen und Zerschlagen des dabei aufgesprengten Kalksteins gewonnen wurden
. Das Profil der dabei entstandenen Höhle läßt die silexführenden Horizonte und

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