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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 65
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Himmel, um politische Geschäfte zu erledigen. Einberufen wurde der „Landtag"
durch den regierenden Markgrafen. Von der ..Landschaft" erhalten wir im 15. Jh. ein
klares Bild. Sie konnte durch ihre Vertreter, die Landstände, an Gesetzgebung und
Regierung mitwirken, die Landstände übernahmen im Kriege die Führung: .

Die Glanzzeit der „Landschaft", d.h. der Volksvertretung, war zweifellos das 15.
und 16. Jh. Danach, im Zuge des aufkommenden Absolutismus, wurde die Zahl der
Volksvertreter mehr und mehr beschränkt: die „Landtage" scheinen jetzt auch nicht
mehr auf dem Sausenhardt, sondern in der Burg Rötteln stattgefunden zu haben.
Womit der hoffnungsvolle demokratische Ansatz wieder schwindet. Dennoch darf
die Tatsache, daß es überhaupt eine Volksvertretung gab und diese erst noch an
Gesetzgebung und Verwaltung mitwirken konnte, als besonders bedeutend hervorgehoben
werden. Die Markgrafen von Baden-Durlach waren nach der Rechtsordnung
des ihnen neu übertragenen Landes verpflichtet, zu allen Vorhaben die Zustimmung
der Landstände einzuholen.

Der Übergang des Markgräflerlandes an Baden-Durlach hatte naturgemäß seine
Auswirkung auf den zentralen Verwaltungssitz. Rötteln büßte unvermeidlich an
Bedeutung ein: Die Markgrafen von Baden-Durlach hatten neben Durlach die
Hochburg. Sulzburg und Rötteln als Verwaltungssitze, die sie gelegentlich nutzten.

Ein in jeder Hinsicht entscheidendes Ereignis war im 16. Jh. der Eintritt der
Reformation 241 (zuerst in Basel, 1529). Die Ausstrahlung Basels als natürlicher
Mittelpunkt des Markgräflerlandes und als Kulturmetropole ist nicht hoch genug
einzuschätzen. In Basel war es die Lehre Zwingiis. die von Oekolampad in Verbindung
mit der Zürcher Reformation eingeführt wurde. Im Unterschied dazu haben die
Markgrafen von Baden-Durlach im Markgräflerland die Reformation Luthers eingeführt
. Markgraf Karl EL erklärte am 1.6.1556 die Lehre Luthers in seinem Gebiet für
verbindlich. Denkbar wäre grundsätzlich auch die Reformation Zwingiis (wie in
Basel) oder Calvins (wie im französischen Sprachgebiet) gewesen. Doch zeigt sich
hier, daß die Markgrafen von Baden-Durlach wie die Herzöge von Württemberg und
auch die Stadtrepublik Straßburg schon aus geographischen Gründen der Reformation
Luthers näherstanden als derjenigen Zwinglis oder Calvins, die zum Beispiel in
der Stadtrepublik Mülhausen, die sich als zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
angeschlossen hatte, angenommen wurde.

Man mußte sich darüber im klaren sein, daß die Einführung der Reformation im
Markgräflerland eine grundlegende Veränderung nicht nur des religiösen, sondern
auch des kulturellen, des gesellschaftlichen und des politischen Lebens bedeutete.
Eine gänzlich andere Auffassung als der alte Glaube hatte die Reformation von
Religion und Gottesdienst, in der Mitte steht die Verkündigung des Wortes, die
Predigt, die Gemeinde. Durch die Betonung des Lesens und der eigenen Interpretation
der Bibel gewinnt auf einmal das gesamte Schulwesen eine ganz andere Bedeutung,
als es sie vorher hatte. Erstaunlich früh erhielten zahlreiche Gemeinden des Markgräflerlandes
Lateinschulen und deutsche Schulen 25'. Leicht erkennbar ist aus den
Lateinschulen das Gymnasium, aus den deutschen Schulen Grund- und Hauptschule
hervorgegangen. Erstaunlich, daß ein Ort wie Kandern über eine Lateinschule

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