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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 76
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0078
Die darüber ausgestellte Urkunde gehört ihrem Stil nach zu den feierlichsten der
Reichskanzlei. Z.B. zeigt die Formulierung ..annotato signi nostri caractere" „engste
Verwandtschaft mit dem Diplom über die Heiligsprechung Karls des Großen" 19\
einem Hauptstück staufischer Diplomatie. Außergewöhnlich ist zudem die Verknüpfung
des Reichs in Person des Kaisers mit einem privaten Tauschgeschäft: Barbarossa
gibt z.T. teuer erworbene Eigengüter an das Reich (und damit ein bißchen auch wieder
an sich), um die Tauschgüter, die Reichsburgen Herzberg. Scharzfeld und die
kaiserbekannte Pöhlde, alles Schlüsselpositionen zur Kontrolle des Harzgebietes, für
Badenweiler freimachen zu können. Auch das wird in ungewöhnlich feierlicher Form
im Eingang der Urkunde formuliert: .Jie qua...possit esse contradendi vel commutandi
dubietas. nostra debet intervenire imperialis auctoritas" (sinngemäß: damit es keinerlei
Möglichkeit gibt, das Verhandelte anzufechten, tritt unsere ganze kaiserliche
Autorität notwendigerweise in den Vertrag ein). Die Urkunde ist mit Goldbulle
gesiegelt. Zeichen höchststaatlicher Vorgänge. Damit fällt Baden als Erbe Heinrichs
von seiner Gattin - ..Castrum videlicet Baden et centum ministeriales et quingentos
mansos" m an Barbarossa selbst.

1158 stand der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner Macht: nach seiner Heirat mit
Beatrix von Burgund (1156) hatte er die Zähringer als Rektoren aus dem eigentlichen
Burgund ausgeschlossen, alle Unternehmungen liefen erfolgreich, und an die
schweren Niederlagen in Italien war keineswegs zu denken. Es ist die „optimistische
Phase'" Barbarossas, und es ist anzunehmen, daß er eine Landbrücke zum Elsaß
neben bedeutender Verkehrswegekontrolle greifbar nahe sah. der Tausch also
damals doch „Ausdruck staufischer Hausmachtpolitik am Oberrhein"2,1 war. Auch
die weiteren Schachzüge zeigen den Willen, ein denkbares welfisch-zähringisches
Bündnis /u zerschlagen, und entsprechend mußten es die Zähringer auffassen. 1161
verhindert er die Einsetzung von Clementias Bruder Rudolf als Erzbischof von
Mainz, läßt ihn im gleichen Jahr exkommunizieren (Synode von Lodi 20.5.1161)
und betreibt erfolgreich die Scheidung Clementias von Heinrich (Nov. 1162) wegen
zu naher Verwandtschaft"1. Herzog Berthold IV. indessen verliert nicht den Mut und
lest 1160-1170 die Stadt Neuenbürg an. um seine ehemalige Feste zu blockieren, die
entehrte Schwester verheiratet er an Graf Humbert von Savoyen. was die Herzöge
allerdings die Vogtei über Sitten (Sion/VS) kostete und das endgültige Ende
zähringischen Einflusses im Wallis bedeutete. Mögliche Absichten Barbarossas
wurden indes nicht Wirklichkeit. Hausmachtpolitik blieb im Ansatz stecken. So
wenig, wie über ein Wirken Heinrichs des Löwen in Badenweiler bekannt ist, so
wenig, nämlich nichts, ist über staufisches Wirken dort bekannt. Denkbar ist, daß
Neuenburg zu erfolgreich blockierte, oder die Staufer konzentrierten sich in einem
neuen Anlauf auf das seit 1185 erworbene Breisach - das ihnen Berthold V. wieder
abnehmen konnte-, ein Ausschnitt aus dem großen politischen Schachspiel am
Oberrhein. Für uns bleibt festzuhalten, daß in der tragischen Fisur der dementia
Badenweiler uns nicht nur einen Ausblick auf die Verknüpfung mit der hohen
Reichspolitik, sondern auch einen Einblick in menschliche Tragik im Machtkampf
der Parteien verschafft.

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