Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 116
(PDF, 60 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0118
zum anderen auf die straffere Verwaltung der Herrschaft, die ebenfalls symptomatisch
ist für das 16. Jh. Denn nun werden die Pflichten der Untertanen nicht mehr
miteinander abgesprochen, sondern von der Herrschaft diktiert: "Whür wellen und
ordnen hirmit...". Damit noch deutlicher wird, wer Herr und Besitzer von Eschbach
ist. wird von den Bauern ihres Dorfes verlangt, daß sie "sich wie gehorsamen
underthanen gebürt" verhalten sollen. Man kann daraus auf eine gewisse Widersetzlichkeit
der Eschbacher schließen, die Egenolph zu dem Argument veranlaßt,
daß "whür selbsten gebürliche bescheidenheit halten wellen...". Egenolph erwartet
für seine gemäßigten Forderungen auch entsprechende Gegenleistung, beispielsweise
bei den Frondiensten, und möchte dazu keine "weiber oder jung gesind"
abgeordnet wissen. Gerade die Frondienste führten häufig zu Auseinandersetzungen
und verursachten natürlich auch Kosten für die Herrschaft durch die den
Frönern zustehende Verpflegung, die offenbar nach Meinung der Herrschaft oft
"überschwenglich" ausfiel. Die Trottknechte hatten zum Beispiel nach dem Herbsten
Anspruch auf ein Herbstmahl. Dieses kostete die Herrschaft pro Person 12
Schilling, so viel wie zehn Pfund Butter! Wenn man dann jedoch im Vergleich
sieht, was an Weihnachten 1609 am Hof zu Rappoltsweiler an teuren Gewürzen.
Konfekt und sonstigen Leckereien zur Hofhaltung ausgegeben wurde, war das
Herbstmahl noch billig...

Die Herrschaft hatte durchaus um ihre Privilegien zu kämpfen, wie aus einem
später hinzugefügten Paragraphen über den Zehnt hervorgeht. Die Bauern haben
sich offensichtlich bei der Abgabe der jährlichen Zins- und Zehntfrüchte so manches
Mal sehr nachlässig gezeigt, "denn sie droschen ihre Früchte aus und fuhren
sie zum Markt, während sie die uns zustehenden liegen ließen". Daher muß von
nun an bis spätestens Weihnachten ohne Ausrede und bei Strafe in guter Frucht
bezahlt werden. Mit Recht argumentiert die Herrschaft, daß sie dadurch wie bisher
bei Not und in Mißjahren umso besser helfen könne. Tatsächlich war sie auch
mehrmals der Bitte um Ermäßigung des Zehnt nachgekommen. Geldeinbußen
erlitt die Herrschaft auch, wenn ihre Höfe in Mißbau gebracht wurden, was einige
Male der Fall war. und sie den Schaden zu tragen hatte.

Man wird wohl als Fazit zur Entwicklung des Verhältnisses zwischen Herrschaft
und Untertanen im Laufe dieses Jahrhunderts festhalten können, daß sich
die Fronten verhärtet haben. Neue Abgaben waren hinzugekommen wie das Un-
geld. eine Steuer auf den Wein, die Büß- und Frevelgelder waren erhöht worden.
Aber auch die Bauern hielten sich nicht mehr an die Ordnung, wie die Herrschaft
bemängelt: "Weil wir im Werck befunden, daß solchem bishero nit nachkommen,
so wellen wir hiermit ernstlich gebieten, daß diesem Artikel endlich gelebt werde
". Innerhalb der Dorfgemeinde muß sich das Klima ebenfalls verschlechtert
haben, versuchten doch die Bauern soaar. den Dorfvierern in ihre Geschäfte hin-

c 7

einzureden, und verhielten sich durchaus nicht so ehrerbietig, wie es dem Status
dieser Amtspersonen gebührte. Die Position des im Dorf ansässigen Adels hatte
sich verschlechtert, denn man wagte es. ihnen Dienste wie dem gemeinen Mann
zuzumuten. Frau von Pfirt beklagte sich bei Egenolph. daß der Eschbacher Vogt

116


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0118