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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 118
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nachkommen konnten. Die Eschbacher konnten wohl mit ihrem langjährigen
Herrn Egenolph und dessen Frau zufrieden sein, trotz aller im Gefolge von Bauernkrieg
und Reformation erfolgten restriktiven Maßnahmen der Herrschaft, wird
doch das Ehepaar als mildtätig und gütig geschildert. Egenolph soll "ein langer
schöner Herr, so mit der Welt gantz freundlich und mit sonderbarem hohen Verstand
gezieret" gewesen sein.

Das Dorf im Jahr 1613

Die Zeit der Rappoltsteinischen Herrschaft neigt sich dem Ende zu. Bevor wir
das Dorf verlassen, werfen wir noch einmal einen Blick darauf, um zu sehen, was
sich verändert hat zwischen 1500 und 1613.

Ens ist es geworden im Dorf, zu den 42 Häusern sind 12 weitere hinzusekom-
men. Es sind überwiegend kleine Lehenshäuschen, die sich mitten im Dorf bei der
Tanzlaube am Rebberg entlangziehen. Es wohnen aber auch viel mehr Leute am
Ort. mindestens die Hälfte mehr als zu Beginn der Rappoltsteinischen Zeit. Eng
müssen sie zusammenrücken, leben jetzt doch mehr Personen unter einem Dach
als vorher. Unter den 63 Bürgern haben allein 14 kein eigenes Haus. 10 nur ein
ganz kleines Häuslein. Reiche Bauern gibt es nach wie vor. denn 3/4 des Ackerlands
wurde von nur 24 Bürgern, also einem guten Drittel, bewirtschaftet. Weit
mehr als die Hälfte (63%) besaß nur wenig oder gar kein Land, denn die knapp
über dem Existenzminimum liesenden Bauern dieses Realteilunsssebietes waren
verarmt und sozial abgestiegen zu Taglöhnern. Die Flur war weiter zersplittert, die
Güter großer Höfe aufgeteilt worden. Und wer hatte das Sagen im Dorf, wer übte
die einflußreichen Ämter aus. wer bewirtschaftete die größten Höfe? Acht Familien
konnten herausgefunden werden: sie bebauen die großen Höfe, sie sind immer
wieder in einflußreichen Ämtern zu finden als Vögte. Gerichtsleute und Geschworene
. Eine Art dörfliche Oberschicht hat sich herausgebildet, die sowohl die Erblehen
als auch den Anspruch auf Amtsfunktionen an die Nachkommen weitergibt.
Dies mußte zwangsläufig zu Spannungen und Konflikten führen, denen erst der
Dreißigjährige Krieg ein Ende setzte.

Den Brennerinturm sieht man nicht mehr, an seiner Stelle steht jetzt ein prächtiges
dreistöckiges Herrenhaus, das heute noch existiert. Hans von Pfirt hat es in
Besitz sehabt. Inzwischen ist es über die in Ebnet ansässisen Sickingen an den
Freiburger Satzbürger Hans Christof von Stadion gekommen. Ein weiterer Satzbürger
war zwischenzeitlich von Freiburg nach Eschbach gezogen und hat dort
ein Staffelgiebelhaus erbaut: Hans Härtung Baidung von Löwen. Er ist dort allerdings
nicht besonders glücklich, klagt er doch, daß der Weidgang zu klein sei, so
daß er kein Vieh ziehen könne. Brennholz gebe es auch keines, außerdem sei es
sehr beschwerlich, alles für den Haushalt Nötige heranzuschaffen. Den Dorfhag
müsse er reparieren - Fronarbeit wie ein gemeiner Mann! - und nun soll er in
Eschbach auch noch mehr Schatzungsgeld bezahlen als zuvor in Freiburg. Es sei
ihm richtig verleidet. Die ganze Familie geht 1615 am Palmsonntag mit einem

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