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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 124
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klösterliche Ordnung war durch die Auflösung zahlreicher dieser Einrichtungen
aufsehoben. die weltliche Ordnuna zu instabil, um durchsetzbar zu sein. In diesem
Zeitraum brach auch der Weinbau völlig zusammen, woraus ein ungeordneter
Weinhandel resultierte.

Erst nach 1700 kann von einem langsamen Neuanfang im Weinbau gesprochen
werden. Dabei wurden zunächst die früheren Rebflächen in der Ebene nicht mehr mit
Reben wiederbepflanzt, sondern blieben weitgehend dem Anbau von Getreide und
Hackfrüchten vorbehalten. Jedoch auch der Wiederaufbau in den hänsisen Lasen
dauerte seine Zeit, da damals kaum Pflanzmaterial zur Verfügung stand. Indessen
werden erste Bemühungen sichtbar, den Weinbau auf wissenschaftlicher Grundlage
zu betreiben. Ansätze hierfür versuchte bereits 1616 der Markgraf Georg Friedrich
von Baden und Hochberg einzuführen, was jedoch infolge der Kriegsereignisse nicht
gelang. Immerhin wurde bereits um 1700 bekannt und gerügt, daß zuviel Rebflächen
sich in Frostlagen befanden und die Rebstöcke viel zu nahe beieinander standen.
Außerdem würden die Reben zu viel Laub und Holz tragen, falsch geschnitten sein
und zu wenig Dung erhalten, der zudem im Rebberg noch austrockne. Außerdem
bemängelte man. daß die Rebflächen durch Obst-, Gemüse- und Kartoffelanbau als
Zwischenfrucht übernutzt werden. Bereits damals wurde auch gegen den Anbau von
Massenträgern und den gemischten Rebsatz angegangen.

Zur Verbesserung des Weinbaues legten jetzt verschiedene Landesfürsten besondere
..Probehöfe*' an, in denen neue Techniken geprüft und angewandt wurden. In
ihnen kann man die ersten Versuchsstationen sehen. Junge Rebleute werden auf
Wanderschaft geschickt, um neue Techniken anderer Länder kennenzulernen, die
dann in der Heimat überprüft wurden.

Der größte Förderer des Weinbaues der Markgrafschaft und Badens insgesamt war
Markgraf Karl Friedrich von Baden (1728-181 1). dessen segensreiche Regierungszeit
von 1746-1811 dauerte und der 1803 Kurfürst und 1806 Großherzog von Baden
wurde. 1783 schaffte er die Leibeigenschaft ab. Er ordnete an. daß Reben in
Frostlagen, in Nordlagen und in der Ebene gerodet wurden und die Südlagen dem
Weinbau vorbehalten blieben. Er schrieb den Anbau der Reben im reinen Satz vor. so
daß nur Reben einer einheitlichen Sorte auf einer Fläche stehen durften. Desgleichen
bestand er auf breiteren Zeilenabständen als früher.

In die Regierungszeit des Markgrafen Karl Friedrich fallen auch die Versuche des
Pfarrers Frommel von Betberg, der mit der Anpflanzung von Klee in den Weinbergen
großes Aufsehen erregte, - aus unserer Sicht der frühe Versuch, durch die Knöllchen-
bakterien an den Leguminosen-Wurzeln den Luftstickstoff zu binden und der Rebe
als Nährstoff zur Verfüauns zu stellen.

C CT

Allgemein bekannt ist die gezielte Einführung des Gutedels im Jahre 1780. den der
Markgraf Karl Friedrich in Vevey am Genfer See kennengelernt hatte, der jedoch
schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts und erwiesenermaßen bereits 1740 in Ebringen
im Anbau stand. Im Jahre 1993 umfaßte der Gutedel in der Markgrafschaft eine
Fläche von 1.341 ha. d.h. 44 % der Rebfläche, und stellt damit bekanntlich das größte
und namhafteste Gutedel-Gebiet Deutschlands dar. Neuerdings werden auch rund

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