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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 125
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0127
24 ha Gutedel-Fläche im neuen deutschen Weinbaugebiet Saale-Unstrut und rund 44
ha im Weinbaugebiet Elbtal in den neuen Bundesländern bewirtschaftet.

Dem Qualitätsgedanken des Markgrafen Karl Friedrich entsprach auch die ab 1750
eingeführte Lagenerhebung - eine frühe Form der heutigen Weinbaukartei -. indem
die Rebflächen eines jeden Besitzers einzeln erfaßt und aufgezeichnet sowie in 4
Klassen eingeteilt wurden. Auch die Herbstmenge und der Zuckergehalt wurden
erfaßt sowie der Herbsn erkauf, gesondert die ins Ausland verkaufte Weinmenge,
aufgezeichnet. So ist auch bekannt, daß Markgräfler Weine schon 1750 nach
Frankreich, selbst nach Paris, und nach Holland zu einem guten Preis verkauft worden
sind. Dies ist sicherlich der positiven Entw icklung auch des Herbstgeschäftes sowie
der Kelter- und Kellertechnik zu verdanken. So führten ausgewählte Männer eine
Herbstrebschau durch, bei der die örtlichen Rebflächen auf die gegebene Traubenreife
untersucht worden sind und der Tag des Lesebeginns festgelegt wurde. Bis zu
diesem Zeitpunkt war das Betreten der Reben untersagt, die Rebberge waren
entsprechend abgesperrt. Zuwiderhandlungen wurden hart bestraft. Bei Eintritt von
Regenwetter während der Lese wurde diese umgehend unterbrochen und der Weinberg
geräumt, was durch ein Glockenzeichen angezeigt wurde. Die Herbstordnung
schreibt auch vor. daß das Herbstgeschirr sich in einem sauberen Zustande befinden
mußte, was teilweise überprüft worden ist. Acht Tage vor Herbstbeginn mußten die
Herbstgefäße vor das Haus gestellt werden, und der Bürgermeister hatte mit einem
Küfer ihre Sauberkeit und Standfestigkeit zu prüfen. Desgleichen sind die Trotten, die
Fässer und selbst die Spundlöcher der Fässer aufs genaueste untersucht worden.
Durch Kellerregeln wurden die erlaubten und erforderlichen Most- und Weinbehand-
lungsmaßnahmen festgelegt und die einzusetzenden Behandlungsmittel, wie Schwefel
. Eier. Hausenblase, gekochte Hasel- und Buchenspäne, vorgeschrieben. Auch die
Alterung der Weine wurde studiert, denn 1755 wird beschrieben, daß ..die Oberländer
Weine gut im 7.. 8. und 9. Jahre'" sind. Beachtenswert erscheint auch die Einführung
der Strohweinbereitung in Baden im Jahre 1780.

Zum Ende des 18. Jahrhunderts steht der Weinbau in der Markgrafschaft auf einem
gewissen Höhepunkt, zumal der gute Ruf der Markgräfler Weine, sowohl der w eißen
als auch der roten, auf den Weinmärkten höchste Preise erbrachte. Dem kam zu
Beginn des neuen Jahrhunderts im Jahre 1806 die Säkularisation mit der weitgehenden
Auflösung der Klöster und Stiftungen entgegen, als der badische Staat ab 1809
deren landwirtschaftliche und weinbauliche Besitztümer verkaufte. Der erhoffte
Gewinn stellte sich jedoch nicht ein. 1835 trat Baden dem Deutschen Zollverein bei.
wodurch die badischen Zollgrenzen offen wurden für billige Weine. z.B. aus der
Pfalz. Außerdem bürgerten sich zu jener Zeit auch Methoden der Weinverbesserung
und Weinvermehrung ein. die in Frankreich von Gall und Chaptal entwickelt worden
sind und eine Zuckerung vor der Gärung beinhalteten.

Zudem wurde die Bewirtschaftung der Reben aufwendiger, als um 1850 der erste
von drei verheerenden Schadorganismen der Rebe aus Nord-Amerika nach Europa
eingeschleppt worden war. In der Folge mußten die Reben regelmäßig gegen den
Echten Mehltau (Oidium) mit Schwefel und gegen den Falschen Mehltau (Pero-

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