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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 126
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0128
nospora) mit Kupfer behandelt werden. Gegen die Reblaus, die 1876 erstmals in
Deutschland nachgewiesen wurde, mußten umfangreiche Erhebungen und Untersuchungen
durchgeführt und später auch ein Organisationssystem zur Erzeugung und
zum Vertrieb von Pfropfreben aufgebaut werden, nachdem in Baden am 7. August
1913 am Isteiner Klotz dieser Schädling erstmals festgestellt worden war.

In diese schwierige Zeit wurde am 6. Juni 1843 in Müllheim Adolph Blankenborn
geboren, der bedeutendste Markgräfler in Sachen Weinbau und Wein, der große
Berühmtheit erlangte.

Aufgewachsen im elterlichen Weinbau- und Weinhandelsbetrieb in Müllheim, bezog
er 1860 die Technische Hochschule in Karlsruhe zum Studium der Naturwissenschaften
und wechselte 1862 an die Universität Heidelberg, wo er Vorlesungen unter anderem bei
so weltberühmten Lehrern wie Bunsen. Kirchhoff und Helmholtz besuchte. Nach der
Promotion zum Dr. phil. verbrachte Adolph Blankenborn einige Jahre auf den elterlichen
Betrieben in Müllheim und am Kaiserstuhl, wo sein Vater mit seinen beiden Brüdern von
1842-1844 das Rebgut Blankenhomsberg bei Ihringen angelegt hatte. 1868 siedelte
Adolph Blankenborn wieder nach Karlsruhe über und gründete dort das erste deutsche
önolosische Laboratorium, das er aus eigenen Mitteln finanzierte und dem die Reban-
lagen in Müllheim und am Blankenhomsberg auch als Versuchsflächen dienten. 1870
habilitierte er sich, und 1881 erhielt er den Professoren-Titel zuerkannt. Professor
Blankenborn wirkte jedoch auch über die Markgrafschaft und Baden hinaus, indem er
z.B. 1874 die Gründung des Deutschen Weinbau-Vereins, des späteren Deutschen
Weinbau-Verbandes, veranlaßte. dessen erster Präsident er bis 1893 war. Die umfangreiche
wissenschaftliche Tätigkeit, insbesondere die Arbeiten zur Biologie und Bekämpfung
der Reblaus, erforderte die Beschaffung der einschlägigen weinfachlichen Literatur
und eine nahezu weltweite Korrespondenz, die weitgehend erhalten heute im Archiv des
Staatlichen Weinbauinstitutes in Freiburg stehen.

Bereits als Kind war Adolph Blankenborn so kränklich, daß er das Gymnasium in
Karlsruhe verlassen mußte und nach Vevey an den Genfer See zur Genesung kam. -
an jenen Ort. an dem der Markgraf Karl Friedrich rund ein Jahrhundert früher seine
prägende Begegnung mit dem Gutedel hatte. Anfang der 80er Jahre wurde Professor
Blankenborn von einem schweren Nierenleiden befallen, das ihn zur Aufgabe seiner
wissenschaftlichen Arbeiten zwang. Am 7. Januar 1906 verstarb er in Konstanz am
Bodensee, wo er sich Erholung von seinen Leiden erhofft hatte.

Adolph Blankenborn war nicht nur ein herv orragender Wissenschaftler und Organisator
, sondern auch ein vorbildlicher Familienvater und ein sozial eingestellter
Arbeitseber, der z.B. 1883 für seine Mitarbeiter einen „Weinbau-Arbeiter- und
Arbeiterinnen-Verein" gründete, dessen Statuten u.a. die Errichtung einer Arbeiterfortbildungsschule
, die Gründung einer Sparkasse, die Erbauung von Arbeiter-
wohnungen.die allmählich in den Besitz der tüchtigen Arbeiter übergehen sollten,
und die Ansammlung von Mitteln zur Gründung einer Kleinkinderschule für die
Kinder der verheirateten Arbeiter vorsahen.

Die krisenhafte Lage des Weinbaues und der Landwirtschaft insgesamt zum Ende
des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ergibt sich auch aus der Entstehung des

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