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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 152
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0154
Weil, Staffelhaus121

Weil, gemeint ist Alt-Weil am Fuß des Tüllinger Berges, wurde 786 erstmals als
Gut von St. Gallen erwähnt. Später, vor allem auch, als durch den Investiturstreit der
st. gallische Besitz zusammenbrach, erwarben zahlreiche andere Klöster, besonders
aus Basel, hier Besitz. Weil war. ähnlich wie Haltingen, Otlingen. Blansingen seit
alters wegen seines Weinbaues äußerst begehrt. Im 13./14. Jh. gehörte der Ort den
Herren von Osenberg, und diese traten 1361, kurz vor ihrem Aussterben, das Dorf an
die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg ab. Die Übernahme von Weil wurde für
die Markgrafen der Ausgangspunkt zur Bildung eines geschlossenen Besitzes. 1368
rundeten sie durch den Erwerb mehrerer benachbarter Ortschaften ihr Gebiet ab. Daß
Weil eine äußerst begehrte Weinlage war, erkennt man auch daran, daß zahlreiche
Grundherren hier ihre Höfe hatten. Zu diesen gehörte auch das Kloster St. Blasien.
Dieses, auf 900 m Höhe gelegen, konnte an seinem Stammsitz keinen Weinbau
betreiben und war deshalb auf den Besitz von Weinbergen im Rebland angewiesen.
Den in Weil und an anderen Orten des Oberrheins geernteten Wein tranken die
Mönche zum geringsten Teil selbst, vielmehr verkauften sie ihn nach Basel, das ein
großer Abnehmer war und gut bezahlte. Zur Verwaltung seiner ausgedehnten
Besitzungen besaß das Kloster St. Blasien in Weil den Bläsihof hinter der Kirche. Er
trägt das Wappen des st. blasianischen Abtes Caspar II. und die Jahreszahl 1571.

In Weil hatte auch der Bischof von Basel einen Verwaltungssitz, den 1569 erbauten
Domhof. heute evangelisches Pfarrhaus. Hier weilte Johann Peter Hebel oft als Gast,
hier gibt es das Hebelstübchen und hier besuchte er Gustave Fecht (1768-1828). Die
Grabplatte von Hebels Freundin findet sich wenige Schritte entfernt am Chor der
Kirche und legt Zeugnis ab von der unerfüllt gebliebenen Liebe.

Worauf es uns hier ankommt, ist aber, neben dem bereits besprochenen Amtshaus
in Müllheim, ein weiteres Amtshaus des Markgräflerlandes, das Staffelhaus in Alt-
Weil. Die Jahreszahl über seinem Eingangsportal (1607) dürfte nicht die Erbauungszeit
, sondern ein erstes Renovierungsdatum angeben, das Gebäude selbst ist wohl
bereits um die Mitte des 16. Jh. entstanden: in den Formen eines spätgotischen
Herrensitzes und in Bauformen und Dekoration stark beeinflußt vom nahen Basel.
Das Gebäude war der Sitz des Rötteler Landeskommissariates sowie das Amtshaus
und Wohngebäude des Rötteler Obervogts.

Das vor einigen Jahre grundlegend restaurierte Gebäude besaß zweifellos im
Erdgeschoß Kanzleiräume, im ersten Obergeschoß jedoch einen Saal sowie Wohnräume
. Im Laufe der Zeit (17.-19. Jh.) muß die Platznot immer größer geworden sein,
da man nun auch den Dachraum zu Wohnzwecken nutzte (Anbringung von Gauben,
Abänderung des Turmaufbaus zu einer Gaube). Bei der Restaurierung des Gebäudes
um 1980 wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.

Ähnlich wie beim Amtshaus in Müllheim aus dem 18. Jh. haben wir es hier mit
einem wirklichen Amtshaus des Markgräflerlandes zu tun. Ringförmig um die in ihrer
heutigen Form aus dem 18. Jh. stammende, in ihrer Grundlage jedoch ins 9. Jh.
zurückreichende Kirche sind die herrschaftlichen Gebäude von Alt-Weil angeordnet:

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