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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 188
(PDF, 60 MB)
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Schweizer Rheine gattet sich die schweizerische Maid":7'. Hier ist die sinnbildliche
Parallele zur Wiese so nahe, daß Gotthelf meines Erachtens Hebels Flußgedicht als
Vorbild genommen hat.

Auch bei Wilhelm Raabe finden wir die Vermenschlichung von Flüssen. In seinem
Roman "Der Schüdderump" vergleicht er die Ilse und die Bode und die vom
Harzgebirge in die norddeutsche Tiefebene sprudelnden Bäche mit ihrem "verhaltenen
Jauchzen und einem allerliebsten lachenden Leichtsinn" mit vierzehnjährigen
Mädchen. Diese "schlurfen und schleichen" draußen in der Ebene "altjüngferlich fast
matronenhaft", bis "die beiden alten Muhmen, die Weser und die Elbe, den gesamten
Schwärm einfangen und ihn richtig der wackeren und munteren Großmutter, der
Nordsee, abliefern, welche bei Bremerhaven und Kuxhaven ihre Türen weit genug
offen hält"28'.

Johann Peter Hebel hat auch die unsichtbar wirkenden Kräfte der Natur in
anschauliche, tätige Gestalten verwandelt. In seinem Aufsatz "Geister und Gespenster
" sagt er dazu, der sinnliche Naturmensch und der rohe ... "personifiziert sich die
unsichtbaren und unbekannten wirkenden Kräfte, denkt sie sich und seinem Geiste
ähnlich als verständig handelnde Wesen"29'.

So wird im "Habermus" das Wachstum des jungen Haferkeims, der gerade zuem
Boden uus güggelet. durch einen Engel gefördert, der den Tau und den Gruß des
Schöpfers bringt: "Bring em e Tröpfli Tau un sag em e fründli Gottwilche!" Im
Gedicht "Der Käfer" sitzt ein Ensel auf der Ilse, der Lilie, zu der ein Käfer fliest. Als
Dank für e Schöppli neue Bluemesaft bringt dann der Käfer den Blütenstaub zu einer
Nachbarblüte, auf der ebenfalls schon ein Engel sitzt.

Auch Gotthelf personifiziert die unsichtbaren Kräfte der Natur. So sorgen in seinem
Roman "Käthi, die Großmutter" die kleinen Erdmännlein für die Erdbeeren, indem sie
Stauden flechten, welche dann süße Früchte tragen.

Theodor Storms märchenhafte Erzählung "Die Regentrude" führt ebenfalls in das
Reich der Elementarmächte. Darin überlisten zwei Liebende den Feuermann, der das
Land austrocknet, und wecken durch ein Sprüchlein die schlafende Regentrude. die
dann das lebenspendende Naß sprudeln läßt.

In diesem Weltbild fehlt natürlich auch das Böse nicht. Hebel hat es im "Karfunkel"
eindrücklich personifiziert, und zwar in Gestalt des grünen Jägers, der für den Teufel
steht. In diesem epischen Gedicht verfällt ein dem Kartenspiel ergebener Bauernsohn
unaufhaltsam dem Bösen, wodurch er die Seinen und auch sich selbst zugrunde
richtet.

Die Gestalt des Grünen, die aus der Volkssage stammt, tritt auch unheilbringend in
Gotthelfs Novelle "Die schwarze Spinne" auf. Hier bricht das immer auf der Lauer
liegende Böse in eine geordnete Welt ein. wobei es wie bei Hebel zu einer Art
Teufelspakt kommt und schließlich zur Heimsuchung der Menschen durch die
schwarze Spinne, welche die Pest verkörpert.

Im Versepos "Der Spiritus familiaris des Roßtäuschers" der Annette von Droste-
Hülshoff findet ebenfalls ein Teufelspakt statt, und ein unheimliches, spinnenartiges
Wesen, das in eine Flasche eingeschlossen ist, wird zum Symbol für die Verführung

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