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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 189
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eines Menschen durch das Böse. Dieser erringt zwar Wohlstand, doch er verliert
seinen inneren Frieden, bis er mit einem Nagel vom Kreuze Christi die teuflische
Flasche durchsticht und sich dadurch rettet.

Ich fasse zusammen:

Johann Peter Hebel ains mit seiner Hinwendung zur heimatlichen Welt den
realistischen Dichtern voraus und hat diese teilweise auch beeinflußt. Die Beschränkung
auf diesen "provinziellen Kosmos" begünstigte dann auch die Einstellung
Hebels und der Realisten, alles Kreatürliche zu achten und jedes Lebewesen als ein
großes Wunder zu begreifen. Diese Ehrfurcht vor dem Leben verbindet also Hebel
ebenfalls mit den hier behandelten Dichtern des 19. Jahrhunderts.

Dieses Offensein für alles Leben und Sein führte dann bei Hebel und manchen
Realisten - wobei besonders Gotthelf zu nennen ist - zur allegorisierenden Personifikation
, also zur Vermenschlichung von Naturdingen. Dadurch wird das Leblose
lebendig, und selbst die unsichtbar wirkenden Naturkräfte werden nach den Worten
Hebels zu "verständig handelnden Wesen".

Trotz dieser aufgezeigten Beziehungen und oft überraschenden Parallelen möchte
ich aber Hebel nicht als "Vater des Realismus" bezeichnen, sondern ihn als einen
großen Vorläufer sehen, der aus einer ähnlichen Grundhaltung heraus manches
vorweggenommen hat.

Im Zeitalter der Romantik war Johann Peter Hebel bereits ein Realist, der wie die
anderen hier genannten Vertreter dieser bedeutenden literarischen Richtung die
Wirklichkeit poetisch überhöht wiedergegeben hat und so zu einem großen Dichter
wurde.

* Dieser Vortrag ist schon in der Schriftenreihe des Hebelbundes Sitz Lörrach e.V.
Nr. 40 erschienen. Sein Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Hebelbundes
.

Anmerkungen

1 In dem Aufsatz "Bedeutende Fordernis durch ein einziges geistreiches Wort" spricht Goethe von
seinem "gegenständlichen Denken" (in: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, hg. von
Erich Trunz. Band 13. München 1975, S. 38)

2 Andreas Heusler: Johann Peter Hebel. Ein Freiburger Vortrag (in: Kleine Schriften, hg. von H.
Reutschel. Berlin 1943. Band 2. S. 599)

3 Adalbert Stifter: Bunte Steine. Erzählungen. Leipzig 1942. S. 64

4 Theodor Storni - Eduard Mörike: Briefwechsel. Berlin 1878. Brief vom 3. Dezember 1854, S. 54

5 Goethes Werke (wie Anm. 1), Band 12. München 1973. S. 282

6 Die Besprechung erschien in der "Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung" unter dem 13. Februar
1805. Wieder abgedruckt: in Goethes Werke (wie Anm. 1). Band 12. München 1973. S. 261 ff.

7 Goethes Werke (wie Anm. 1). Band 13. München 1975, S. 176

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