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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 205
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0207
All diese noch heute gültigen Bedeutungsvarianten finden wir in Hebels Gedicht.
Der Dichter hat sie selbst in seiner "Erklärung einiger in vorstehendem Texte
vorkommenden Ausdrücke und Wörter" erläutert: "Charfunkel. 1) Jeder rothe Stein
von Glanz. 2) Rother Ausschlag im Gesicht."

Die Hauptperson in "Der Carfunkel". der Bauernsohn Michel, hat vom "Grünrock"
nach gewonnenem Kartenspiel statt Geld einen Ring mit Zauberkräften erhalten.
Michel kommt aus dem Wirtshaus nach Hause und verkündet seiner Frau Kätterli:
"Lueg do. was i gunne ha. ne rothe Charfunkel.'" (Z. 106). In der Ausgabe letzter Hand
von 1820 hat Hebel diese Stelle noch deutlicher gestaltet und erweitert. Dort heißt es:
"Michel, i cha di/jez nit zahle. Magsch derfiir mi Fingerring bhalte./bis i en wieder
lös. Es sin verborgeni Chräfte / in dem rote Karfunkel. O lueg doch, wie ner ein
ablitzt!" (Z. 91 ff.)

In einem Traum des Kätterli werden die rote Farbe (der Eckstein-Spielkarte) mit
dem Karfunkel und der Andeutung von Unglück in Zusammenhang gebracht: "Hesch
echt 's Eckstei-Aß? 's bidütet e rothe Carfunkel: / 's isch ke gute Schick.'" (Z. 49 f.) Der
aufmerksame Leser kann schon hier vermuten, daß der äußerliche rote Glanz des
Karfunkelsteins im I n n e r n einen kohlschwarzen (carbunculus=kleine Kohle!) Kern
haben könnte - und der schwarze Geselle Teufel nicht weit ist.

Die weitere Bedeutung des Wortes Karfunkel im Sinne von Furunkel, (rötlich
gefärbter!) Entzündung. Ausschlag, manchmal auch Fieber finden wir an jener Stelle
im Gedicht, die später im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
aufgenommen wurde: Der Vater, der seinen Kindern die Geschichte von Michel und
dem Karfunkelring erzählt, herrscht seinen Sohn Hansjörg an: "unddu dort obe. /pack
di vom Ofen abe! Hesch wieder niene ke Platz g 'wüßt?/Ischs der z'wohl, undg 'lustt's
di wieder no nein Carfunkel?" (Z. 17 ff.)

Der an Mineralogie äußerst interessierte Johann Peter Hebel (vgl. dazu Ritzel.
Wolfsans. S. 54 ff.) hat den Titel seines Gedichtes also aus mehreren Gründen sewählt.

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Beim "gebildeten" Leser konnte er voraussetzen, daß dieser mit "Karfunkel" bereits die
sagenumwitterten Bedeutungen (z.B. auch aus dem "Parsifal") kannte. Für den "naiven"
Leser stellt er sie im Gedicht deutlich dar und verklammert sie darüber hinaus in den drei
Erzählebenen des Gedichttextes: der Rahmenerzählung des Vaters, der Binnenerzählung
vom Michel, seiner Frau und dem Grünrock sowie dem Traum des Kätterli.

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Die Eingangsszene: Der Ätti erzählt

Die Eingangsszene des Gedichtes stellt eine detailreich geschilderte Erzählsituation
dar. Im Mittelpunkt der Szene: der Vater, der mit den Vorbereitungen des
Pfeiferauchens beschäftist ist. Daneben die Kinder, die sich semütlich einrichten und
den Vater bitten: "Verzelis näumis o Ätti" (Z. 2).

Das alemannische "Ätti" finden wir bereits in der Basler Chronik von Wurstisen
und in der gotischen Vaterunser-Übertragung Ulfilas aus dem vierten Jahrhundert:

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