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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 211
(PDF, 60 MB)
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Abb. 4 b:

Julius Nisles zweite Fassung der Wirtshaus-Szene aus dem "Carfunkel"-Gedicht (um 1840)
"Bei relativ unverändertem Interieur und Requisit ist der szenische Aufruhr der Erstfassung

(siehe Abb. 4 a) zur fast normalen abendlichen Wirtshausszene verflacht.
(ein Bild von) fast langw eiliger Gemütlichkeit. Hier ist das Biedermeier eingebrochen (...).
Nisle hat mit der Erst- w ie mit der Zweitfassung dem Zeitgeist, d.h. den Erwartungen
seines jeweiligen Publikums entsprochen" (Robert Feger).

Für die Darstellung des leidenden Kätterli könnte Hebel bei Goethe Elemente aus
dem "Faust-Fragment" entnommen haben. Hebels Faust-Bild erweist sich damit
einerseits als christlich-mittelalterlich-traditionell im Sinne der Warnung vor dem
sündigen Menschen, andererseits als "modern" in den Momenten, wo er aufgeklärtemanzipiert
für die Frau und gegen deren Abhängigkeit von der (vom Mann
dominierten) Familie Stellung bezieht.

Für die lange Geschichte der Faust-Tradition ist das "Carfunkel"-Gedicht vor allem
deswegen von Bedeutung, weil in ihm die Sage in Staufen angesiedelt wird. Erst seit
der Publikation der Zimmerschen Chronik im Jahre 1869 (!) ist der Nachweis erbracht
worden, daß Faust in Staufen gestorben ist: "Derselbis ist nach vilen wunderbarlichen
Sachen, die er bei seinem leben geiebt. (...) letztlich in der herrschaft Staufen im
Preisgew in großem alter vom bösen gaist umbgebracht worden."

Hebel kannte also die m ü n d 1 i c h e Erzähltradition der Faust-Geschichte - evtl.
von den Wirtsleuten im "Löwen" zu Staufen! Er ist somit der erste, der die Faustsage
in einem dichterischen Werk "historisch korrekt" in Staufen ansiedelt.

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