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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 215
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VIII

1803 - Jahr des Umbruchs - nicht nur in Karlsruhe
Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund des "Catfunkel"- Gedichts

Hebels "Carfunkel"- Gedicht scheint ganz in der Welt der Sagen und des Ewig-
Gültigen beheimatet zu sein. Aber ein kleiner Absatz gibt uns Hinweise auf die
Zeitumstände des beginnenden 19. Jahrhunderts. Die Wirtin vermutet beim Erscheinen
des borstigen Jägers im grünen Rock: " 's isch e Werber!" (Z. 34) Doch der Erzähler
beruhigt sogleich seine Zuhörer: " 's isch ke Werber gsi, der werdets besser erfahre"
(Z. 35). Zur Zeit Hebels waren "grüne Jäger" und "Werber" auch Vokabeln aus dem
Bereich des Militärs. Die Jäger trugen im badischen Heer grüne Fransenepauletten.
Werber waren "Agenten" im Auftrag der Fürsten zur Rekrutierung ihrer Armee.

Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß die Zeit um 1800 auch für Baden eine Zeit
des Krieges war, die viele Menschen an den 30-jährigen Krieg des 17. Jahrhunderts
zurückdenken ließ. Vielleicht dachte Hebel bei seiner Charakterisierung des Grünrocks
auch an jene Stelle aus Grimmelshausens "Simplicissimus". an der die Soldaten
in einem Traum so dargestellt werden:

"(...) fressen und saufen. Hunger und Durst leiden, huren und buben. rasseln und
spielen, schlemmen unddemmen. morden und wieder ermordet werden, totschlagen und
wieder zutod geschlagen werden, ängstigen und wieder geängstigt werden, rauben und
wieder beraubt werden, plündern und wieder geplündert werden, sich förchten und
wieder geförchtet werden. Jammer anstellen und wieder jämmerlich leiden, schlagen und
wieder geschlagen werden und in Summa nur verderben und beschädigen und hingegen
wieder verderbt und beschädigt werden war ihr ganzes Tun und Wesen (...)."

Hebel lebte in der Zeit, in der (ab 1803 das Kurfürstentum!) Baden im politischen
und militärischen Spannungsfeld zwischen dem revolutionären, später napoleonischen
Frankreich und dem alten österreichischen Habsburg-Reich lag. Der Krieg und
die Frage der Militärorganisation prägten immer wieder den politischen Alltag - auch
in Karlsruhe. Hebel war in dieser Situation nie ein Mann des Widerstands, aber in
seinem "Carfunkel"-Gedicht registriert er Kriegsgefahren als (teuflische) Bedrohungen
des menschlichen Lebens, beruhigt aber sogleich wieder sich und die Zuhörer:
" 's isch ke Werber gsi, der werdets besser erfahre " und blendet damit das Thema des
Krieges sogleich wieder aus. (In Hebels späteren Erzählungen ist das Thema des
Krieges häufig gegenwärtig. z.B. in der Geschichte "Der Kommandant und die
badischen Jäger (!) in Hersfeld".)

IX

Von Goethes Werk zur Fenisehserie: Karfunkel

Goethe schätzte Hebels "Alemannische Gedichte" sehr. 1805 veröffentlichte er
jene bekannte Rezension, die lange Zeit das Hebel-Bild prägte. Hebel kommentierte
die Ankündigung besagter Kritik in einem Brief (Januar 1805): "So hoch mir Goethe's

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