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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 228
(PDF, 60 MB)
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im Südwesten Deutschlands gesprochen wird sowie im westlich angrenzenden Elsaß,
in der südlich davon liegenden Schweiz, in Liechtenstein und im österreichischen
Vorarlberg. Im Osten grenzt es ans Bayrische, und zwar am Lech - im Allgäu spricht
man also alemannisch - und vom Hesselberg (westlich von Günzenhausen) an ans
Südfränkische, wobei die Grenze in Ost-West-Richtung verläuft. Westlich des
Rheins bis zur französischen Sprachgrenze ist es dann dem Rheinfränkischen
benachbart. Das Schwäbische, das eine eigene Entw icklung genommen hat. zählt also
für die Sprachwissenschaft ebenfalls zum Alemannischen.

Das Alemannische ist wie alle Dialekte keine Einheit in dem Sinn, daß in einem
bestimmten Raum überall gleich gesprochen wird. Man weiß ja. daß von Dorf zu Dorf
schon Unterschiede sind. Es gibt z.B. kaum ein Wort, das alle Alemannen gemeinsam
haben, vielleicht von Öhmd (zweiter Grasschnitt). Kaib/Chaib (schlechter Kerl) als
Einzelwörter sowie von der Form "gsait" für "gesagt" und "au" für "auch" abgesehen.
Das Wort "Anke" für Butter z.B. wird bei uns als typisch alemannisch angesehen.
Dabei gilt es nur im Markgräflerland und darüber hinaus bis ins Elztal, also in einem
beschränkten Raum. Oder das Wörtlein "eine(n)weg" für trotzdem. Das gilt auch im
fränkischen Nordbaden!

Andererseits gibt es einige gewichtige lautliche Erscheinungen, die gemeinalemannisch
sind, also auch für unser M. zutreffen. Dazu gehört die Erhaltung der alten
(mittelhochdeutschen) Zwielaute ie ("Liebi"), uo als ue ("Brueder") und üe ("Füeß").
Die Erhaltung der alten (mittelhochdeutschen) Längen i ("Is"/Eis), u ("Hüs"/Haus)
und iu(y) ("Fründ"/Freund) ist ein anderes Merkmal, das allerdings für das Schwäbische
nicht gilt (dort heißt es bekanntlich "Eis. Hous und Freind").

Seit Friedrich Maurer ist es üblich, das Alemannische dreigeteilt zu sehen: Östlich
des Schwarzwalds das Schwäbische und westlich davon das Oberrheinische, getrennt
durch die (sprachliche) "Schwarzwaldschranke". Und südlich der sog. "Sundgau-
Bodensee-Schranke" haben wir das "Südalemannische" (vor Maurer sprach man von
"Hochalemannisch"). Konstituierend ist dafür die Lautgrenze K/CH im Anlaut
(Kind/Chind, Kopf/Chopf), die gelegentlich der zweiten oder "deutschen" Lautverschiebung
im 6. bis 8. Jahrhundert nach Christus entstanden ist (auf sprachhistorische
Verschiebungen kann hier nicht eingegangen werden).

Fazit: die Mundart des Markgräflerlandes zählt zum Südalemannischen. Kein
Wunder, daß das Wort "Chuchichänsterli" zu ihrem Erkennungszeichen geworden
ist. Die beigegebene Karte 2 stammt aus der obengenannten Arbeit von W. Kleiber.
Dankenswerterweise durften wir sie (wie zwei andere) hierher übernehmen. Sie zeigt
die Sundgau-Bodensee-Schranke. Die dickste Linie darin ist die K/CH-Linie (Nr. 1
der Legende). Wenn hier vom "Südalemannischen Raum" die Rede ist. muß man sich
diesen Raum nach Süden hin (also in die Schweiz) erweitert vorstellen. Unsere Karte
zeigt quasi das Dach dieses Raumes.

Diese Einteilung des Alemannischen trat übrigens an die Stelle derjenigen von
Ernst Ochs, dem ersten Herausgeber des Badischen Wörterbuchs. Er kannte neben
dem Schwäbischen ein Niederalemannisch und ein Mittelalemannisch. Südlich der
schon zitierten K/CH-Linie hatte auch er das Südalemannische. Das teilte er aller-

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