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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 236
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0238
"Kilwi" (Elsaß) erscheint. Dieses Wort gilt in den katholischen Dörfern: im M., das
ja protestantisch geworden war, wo also keine Kirchweih (Patronatsfest) mehr
gefeiert wurde, gilt eben "Jahrmarkt". So dürfte sich dieser Unterschied erklären. -
Die Frage nach der Futterrübe ergab für unser M. das Wort "Dickrübe". während drum
herum "Dürlips" oder "Runkelrübe" gilt. Die Form "Durnippe" erscheint in einem
schmalen Streifen längs des Rheins und verbindet mit einem kleinen Gebiet im Elsaß.
Für eine Unterteilung des M. in eine untere und eine obere Markgräfler Mundart wie
bei Beck ergeben Maurers Karten keinen Anhalt.

Hier ist also vom "Raum Markgräflerland" die Rede, der mit dem Territorium der
Oberen Markgrafschaft annähernd übereinstimmt. Wolfgang Kleiber (s.o.!) formulierte
(S. 168): "Die staatlichen Organisationsräume des späten Mittelalters und der
frühen Neuzeit haben große sprachraumbildende Kraft besessen. Das wird verständlich
, wenn man bedenkt, welche außerordentliche Macht die Territorialherren über
ihre Untertanen besaßen, was Angelegenheiten der Wirtschaft, Kultur und vor allem
des Glaubens betrifft. Sprachraumbildend von ganz entscheidender Bedeutung
wurde im M. die gemeinsame evangelische Konfession im Gegensatz zum katholischen
Umland. Dazu kommt als wesentliche Auswirkung die Konzentration der
Verkehrsbeziehungen auf den Territorialraum, d.h. die mangelnde Freizügigkeit
schloß den Raum nach außen ab und nach innen hin zusammen. So konnte also hier
eine einheitliche Sprachlandschaft entstehen: In unserem Fall wortgeographisch
faßbar in den markgräflich-vorderösterreichischen Gegensatzpaaren: "Grumbire/
Härdepfel" (Kartoffel), "niemes/nieme" (niemand). "Ruh/Raum" (Rahm), "Frosch"/
Frosch" (Einzahl!), "si schicke/pressiere" (sich beeilen). "Zapfe/Lulli" (Schnuller).
Siehe Karte 4, die aufsrund meiner Arbeit gezeichnet wurde! Dabei bestätigt meine
"Kartoffel"-Karte voll die Feststellungen von F. Maurer.

W. Kleiber weist (noch S. 168) auf die Markgräfler Tracht ("Hörnerkappe") hin als
volkskundliche Bestätigung des Sprachraumes. Sicherlich hat sie zum Zusammengehörigkeitsgefühl
der Markgräfler beigetragen. Aber es muß gesehen werden, daß der
Begriff "Markgräfler Tracht" zwar vom M. abgeleitet ist. aber als Tracht der Oberen
Markgrafschaft auch in der Herrschaft Hochberg getragen wurde. Das Gebiet der
Markgräfler Tracht erstreckte sich früher, gemäß den Territorialgrenzen, bis nach
Friesenheim nördlich von Lahr (siehe Rudi Keller "Tracht am Oberrhein" 1942, mit
Karten). Meine Vorfahren aus Weisweil z.B. sind stets in dieser Tracht dargestellt,
und im Freiamt (östlich Emmendingen) wird sonntags heute noch stolz die Hörnerkappe
getragen.

Dieses Raumergebnis wird ergänzt durch Karten des SSA (Südwestdeutscher
Sprachatlas, 1989 ff.). Im M. heißt es z.B. "Glucksi" (Schluckauf) gegen "Gluckser"
nördlich und östlich davon. Der Aargau hat diese Form auf -i ebenfalls. Brünstig vom
Schwein ist im M. "schweinig" gegen "reissig" im Norden und "häuig" im Osten. Die
Kotklunker (an den Schenkeln der Kuh) heißen im M. "Rollen", während nördlich das
Wort "Bägeln" erscheint. Das markgräfler Wort gilt allerdings auch im südlichen
Hotzenwald und am Hochrhein entlang bis in den Klettgau. "Mäuen" für wiederkäuen
heißt es im M. gegen nördlich und östlich "däuen", wobei der gesamte Hotzenwald

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