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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 241
(PDF, 60 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0243
"Schunke" und "Hamme" (Schinken) im Norden und "Hamme" durchgehend im
Süden. "Bogde" (runder Traubenzuber) im Norden und "Bocke" im Süden.

Dazu kommen gewisse Überrundungen im Süden, also etwas wie hyperkorrekte
Formen, z.B. "Markgröflerland". "mr sött" (man sollte), "förchte" (fürchten), "früsch"
(frisch), "gwüßt" (gewußt), "üch" (euch), auch "Sprützchanne" (Gießkanne) und -
"nüt" (nicht) aus der schönen Karte im R. Schrambke-Artikel.

Mancher Leser, der unsere Mundart kennt, wird zweifeln, ob dieses oder jenes Wort
wirklich noch gesprochen wird. Ihm kann nicht unrecht gegeben werden. Man muß
bedenken, daß das meiste Material vor längerer Zeit schon erfrast wurde. Beim DSA
ist das schon etwa 100 Jahre her. bei Beck 85. bei Witz und Zimmermann 60 Jahre,
bei meiner Arbeit sowie bei den Maurerkarten rund 55 Jahre. Am jüngsten sind die
Erhebungen des SS A. die erst vor rund 20 Jahren gemacht wurden, allerdings damals
mit der Maßgabe, möglichst alte Leute als Testpersonen zu wählen.

Einige von den Wörtern, die als alt oder auch veraltet empfunden werden, zeigen
sich in verzipfelten Gebieten oder mehreren Kleingebieten, einmal im Rebland,
einmal im oberen Kandertal und Kleinen Wiesental, fast immer jedoch im Oberen
Markgräflerischen. das somit einen stark erhaltenden Charakter aufweist (Relikte!).
Dazu gehören "Äcke" (Genick des Menschen). "Schinwürmli" (Glühwürmchen),
"Großätti" (Großvater), "Ägersteaug" (Hühnerauge), "chlemme" (kneifen),
"Schwumm" (Pilz). "Märzegleckli" (auch mit ö) (Schneeglöckchen). "Tochterma"
(Schwiegersohn). "Suhnsfrau" (Schwiegertochter). "Spinnbobbe", auch "Spinnbub-
be" (Spinngewebe). "Reckholder" (Wacholder). "Hagschlupferli" (Zaunkönig), "fern"
(voriges Jahr), "blärre" (weinen), "rueße" (den Schornstein fegen), "mänkmol" (oft).

Sprachliche Bewegungen

Aus den entsprechenden Formulierungen, die K/CH-Linie oder die Entrundungs-
linie betreffend, geht herv or, daß sich im Laufe der Jahrhunderte etliches bewegt hat.
also Lautungen. Formen und Wörter gewandert sind. Gemeint ist die geographische,
die horizontale Wandlung im Gegensatz zur vertikalen, die heute durch die Mobilität
unserer Gesellschaft und durch die enorme Einwirkung der Medien sozusagen von
oben her sprachlichen Wandel schafft.

Wie in der Einleitung schon angedeutet, hat Basel, das durch die Jahrhunderte so
etwas wie die Hauptstadt des M. war. stark strahlend gewirkt. W. Kleiber hat dies in
seinem Aufsatz (S. 168 ff.) genauer begründet. Wichtig ist zu erkennen, daß dieses
Zentrum am Rheinknie eine Vermittlerrolle für Sprachgut gespielt hat, das auf
elsässischer Seite von Norden her andrang. Was baslerisch geworden war, profitierte
vom Prestige der Stadt für eine Übernahme ins M., wie häufig Städtisches als feiner
galt und gilt und daher als vorbildhaft. Die Karte 7 weist wortgeographisch diese
Vorgänge deutlich aus und bestätigt zugleich wieder die sprachliche Einheit des M.
Es sind meist Neuerungen, die rechtsrheinisch ebenfalls von Norden her vordrangen,
aber Freiburg noch nicht erreicht hatten, während sie von Süden her in Richtung

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