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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 314
(PDF, 60 MB)
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wichtigsten Teile weiblicher Kleidung. Im Winter 1607 trug Frau von Baidung, eine
Verwandte des berühmten Malers Hans Baidung Grien, ein rohvollenes Mentelin mit
anhangenden Ennelen. einen mit schwarzem Samt verbrämten Unterrock und einen
Samthut. Wenn es sehr kalt war in Eschbach bei Staufen, ihrem damaligen Domizil,
hängte sie auch ein Pelzmäntelchen um und zog Handschuhe an4'. Solche Kleidungsstücke
konnten sich die leibeigenen markaräflichen Bäuerinnen natürlich nicht
leisten. Aber einen Unterrock, ein schwarzes Leibchen mit Extraärmeln und ein
grünes Brusttuch besaßen sie ebenfalls. Als die Ehefrau des Metzgers Michael Klee
in jungen Jahren 1708 starb, hinterließ sie einen blauen und einen weißen halbleinenen
Rock, einen schwarzen und einen roten Tuchrock, mehrere Fürtücher, zwei
Leibchen (Mieder) mit Einsätzen. Hemden. Hauben und einen Weiberhut,0). Einen
auffallenden Wandel hat die Kleidung von Bürgern und Bauern innerhalb von 100
Jahren demnach nicht durchgemacht. Darauf weist auch die Preisliste für geschneiderte
Weyher Kleyder von 1640 hin11'. Zum üblichen Rock und dem Fürtuch wurden
gesteppte oder verbrämte m ..Ärmel" mit und ohne Schößchen getragen, darüber eine
gemeine Brust, ein einfaches Mieder oder eines mit Schnüren. Solche Mieder sind
später in die Volkstracht eingegangen, waren jedoch zur damaligen Zeit ein Kleidungsstück
für alle.

Von einer Tracht im Sinne von Volkstracht kann man also noch nicht sprechen.
Ebensowenig bei der Kleidung des Junkers Johann Jakob von Sickingen aus dem 17.
Jahrhundert, der zwar einen kostbaren mit Fuchs gefüeterten wullinen Leib (Weste)
mit silbernen Schnüren und einen Reitmantel in seiner Garderobe hatte, aber auch
einen alten Vinnen schwarzen Leih mit Ennelen. weiße gestrickte Baumw ollstrümpfe
und ein Paar alte Wollhosen l3). Solche Kleidung wurde auch von Bauern getragen.
Das Inventar von Euphrosina geb. Zieglerin aus Weil. Ehefrau des Vogts Fritz
Ziegler. ermöglicht uns einen Blick in den Kleiderschrank einer Markgräflerin um
1768 14'. Eine so aufwendige Garderobe konnte sich allerdings nur eine begüterte
Familie leisten, deren Vermögen 14.000 Gulden betrug wie bei den Zieglers.
Euphrosina selbst hatte über 3.000 Gulden in die Ehe eingebracht und konnte sich
daher auch mehr Luxus leisten: Je einen blauen, gelben, grünen, grauen und schwarzen
Rock, teils aus Wolle, teils aus Baumwolle: dazu drei sog. Ärmel (kurze Jäckchen)
und einige Fürtücher. Mehrere Paar Baumwollstrümpfe. 24 Hemden, ein Paar
Handschuhe, ein Brusttuch und acht Halstücher in weiß. rot. rotgestreift und schwarz,
aus Seide. Taft und Flor. An Kopfbedeckungen besaß sie eine braune Kappe, eine
weiße aus Atlasseide und eine aus Damast.

Die Kopfbedeckung ist ein ganz wesentliches Unterscheidungsmerkmal für die
Entw icklung einer bestimmten Volkstracht. Aus dem ursprünglich allgemein getragenen
Kopftuch, das später zur Alltagskleidung gehörte, entstanden im Lauf der Zeit Haube
und Hut. Ein Konstanzer Erlaß von 1436 schreibt hierzu allen Frauen einschließlich der
Hausmägde vor, wie sie ihr Kopftuch zu tragen haben15. Auch die 1512 in Aufzeichnungen
des Klosters Günterstal bei Freiburg erwähnte Haube wurde von allen Schichten
getragen, sie unterschied sich lediglich durch das verwendete Material. Bei der Metzgersfrau
war sie aus Stoff, bei der Adligen aus goldenen Spitzen.

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