Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 315
(PDF, 60 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0317
Kappe und Bauernhut gehören 1643 in Straßburg zur ..uralten Tracht", die sich nach
Ansicht der Stadtväter von der im Laufe des Dreißigjährigen Kriegs einströmenden
französischen Mode löblich unterscheidet16'. Zu dieser Zeit trägt man am Oberrhein
mit Vorliebe Pelzkappen, die sich jedoch nicht überall gleich schnell einbürgerten. In
St. Peter tragen die Bäuerinnen längst solche Kappen, während sie in Neustadt 1758
erst von wenigen Frauen aufgesetzt werden,7). 1699 schreibt eine Züricher Ordnung
vor, daß hinten auf den Hauben nur ein einfacher schwarzer „Letsch" (Schleife)
erlaubt seim. Eine solche einfache Haube wurde im 18. Jahrhundert in Stadt und Land
getragen, auch im Markgräflerland. Entscheidend für die spätere Entwicklung war
jedoch, ob die Haube die Ohren bedeckte oder nicht. Aus ersterer entstand später die
Backenhaube - u.a. im Hochschwarzwald gebräuchlich -. aus letzterer die Schleifen-
haube. wie sie im Markgräflerland getragen wird. Bei der Schleifenhaube sitzt die
Schleife auf dem Scheitel. Im Ried und im Hanauerland ist übrigens ebenfalls die
Schleifenhaube üblich.

Den verderblichen Müßiggang überwinden

Von 1746 bis 1811 kümmerte sich Markgraf Karl Friedrich mit staatsmännischer
Weisheit. Geduld, aber auch Sorge um die Geschicke seiner Landeskinder. So
manches mißfiel dem aufgeklärten Landesfürsten bei seinen Untertanen, vor allem
jede Art von Müßiggang. Faulenzen. Nichtstun. Er sah es beispielsweise nicht gerne,
wenn sie viele Pferde hielten, damit ständig in der Gegend herumreisten und in
Wirtschaften zechtenl9>. Das unmäßige Trinken war der Obrigkeit ohnehin immer ein
Dorn im Auge, denn Unzucht, Gotteslästerung und verdorbene Sitten folgerten
daraus. Der Verschwendungssucht Vorschub leisten wollte man ganz sicher nicht,
dazu war die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung zu schlecht. Gerade in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist deutlich ein Rückgang der Finanzkraft zu
spüren, einmal wegen der starken Bevölkerungszunahme und der dadurch immer
knapper werdenden Nahrung, zum anderen wegen der vielen schlechten Ernten, die
zu Hungersnöten führten2"1. Den Leuten im Rheintal ging es ja noch gut. sie waren
immer schon wohlhabender gewesen als die Untertanen im Wiesental. Mit Sorge
sahen die markgräflichen Vögte, daß sich daher viele zur Auswanderung entschlossen
. Hier mußte dringend Abhilfe geschaffen werden. Mit Erfolg bemühte sich der
Markgraf um die Ansiedlung von Industrie und um die Verbreitung der Heimarbeit,
ob es sich nun um die Herstellung von Bürsten oder um die Strohflechterei handelte.
Schnell griffen die Bäuerinnen die allgemein verbreitete Mode der breitkrempigen
Strohhüte:i auf und schmückten sich im Sommer damit, wie die Abbildung 1 der
Markgräflerin zeigt.

Un der Schihuet" nimmsch in d' Hand am siidene Bendel~*

Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in den größeren Städten wie Lörrach und
Schopfheim bereits Textilfabriken, Webereien und Baumwollspinnereien, auch
Färbereien. Eine wichtige Voraussetzung für eine weitere Industrialisierung hatte der

315


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0317